Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 23-24

88 | GESELLSCHAFT AKTIONSGEMEINSCHAFT ZAHNARZTHILFE BRASILIEN Hier kommt der Zahnarzt oft nur ein Mal im Jahr vorbei Clarissa Delpy Unser Verein „Aktionsgemeinschaft Zahnarzthilfe Brasilien plus e.V.“ (AZB) organisiert seit über 30 Jahren Hilfseinsätze in die abgelegenen Armutsgebiete Brasiliens. Flächenmäßig ist Brasilien das fünftgrößte Land der Welt und mit 214 Millionen Einwohnern der siebtgrößte Staat. Eigentlich ist das Gesundheitswesen hier so geregelt wie bei uns. Je nach Einkommen und beruflicher Situation sind die Menschen privat oder staatlich krankenversichert. Für die staatlich versicherten Mitglieder sieht das Gesundheitssystem offiziell eine kostenlose medizinische Versorgung vor. Allerdings scheitert die Umsetzung vielerorts an einem durch und durch korrupten politischen System und auch daran, dass das Land so extrem groß ist und manche Regionen schlicht nur sehr schwer zugänglich sind. Ein Straßennetz im erbärmlichen Zustand und Gemeinden ohne Kanalisation oder fließendes Wasser sind in manchen Küstengebieten und im Hinterland bis heute keine Seltenheit. Die Patienten müssen Spritzen selbst mitbringen IndenFavelasderGroßstädteoderinabgelegenen ärmlichen Gebieten finden sich zwar häufig die „postos de saúde“, die kleinen Gesundheitsposten, die mit dem nötigsten medizinischen Equipment ausgestattet sind. Allerdings sind diese aus Personalmangel oder mangelndem Interesse gar nicht oder nur zeitweise mit Ärzten besetzt. Oft kommt der Zahnarzt nur ein Mal im Jahr vorbei und hat dann nicht genug Anästhetika zur Verfügung, um die vielen Patientinnen und Patienten adäquat zu behandeln. Wenn diese ihre Spritzen oder nötigen Medikamente nicht selbst zur Behandlung mitbringen können, warten sie oft stundenlang umsonst auf den medizinischen Eingriff. Das hat uns sprachlos gemacht. Warum wir uns hier engagieren? Dr. Karl Schoof, ein Zahnarzt aus BadenBaden, hatte im Jahr 1991 einen Aufruf in den zm gestartet, weil er von einem Patienten auf die prekäre medizinische Lage in Brasilien aufmerksam gemacht wurde. Der hatte Kontakt zu einem zm113 Nr. 23-24, 01.12.2023, (2158) Die Zahnärztin Dr. Katja Glittenberg aus Stuttgart Sindelfingen mit ihrem Team bei der Untersuchung. Die Assistenz übernehmen zum Teil einheimische ZFA. Dadurch kann man auch die Sprachbarriere besser überwinden. Für den nächsten Einsatz von April bis Ende Juni 2024 sucht der Verein noch Unterstützung. Fotos: AZBplus e.V.

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