Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 01-02

18 | ZAHNMEDIZIN AUS DER WISSENSCHAFT Neue Daten zu Keramikimplantaten Florian Beuer Keramikimplantate sind vor allem im deutschsprachigen Raum ein seit vielen Jahren heiß diskutiertes und sehr emotionales Thema. Inzwischen gibt es eine Leitlinie zum Thema, darin wird die vergleichsweise gute Datenlage der einteiligen Keramikimplantate beschrieben. Langzeitdaten von zweiteiligen Keramikimplantaten gibt es aber nur ganz wenige, obwohl der Markt sicher zweiteilige Implantate den einteiligen vorziehen würde. zm114 Nr. 01-02, 16.01.2024, (16) Die Frage, ob ein Keramikimplantat genauso gut funktioniert wie ein Titanimplantat, versuchen verschiedene wissenschaftliche Gruppen derzeit zu beantworten. Wenn dem so wäre, würden wahrscheinlich viele Kolleginnen und Kollegen auf die weiße Implantatvariante, das Keramikimplantat, zurückgreifen. Ausreichend Daten gibt es derzeit nur zu einteiligen Keramikimplantaten, die eine Reihe von prothetischen Nachteilen aufweisen und damit im Einsatz limitiert sind. Bei den zweiteiligen Keramikimplantaten gibt es verschiedene Möglichkeiten, den enossalen Anteil mit dem Abutment zu verbinden. Neben klassisch verschraubten Verbindungen mit und ohne Metalleinsatz im Implantat (Abbildung), kommen auch geklebte Aufbauten zum Einsatz. Aber erreichen diese zweiteiligen Keramikimplantate auch über einen längeren Beobachtungszeitraum gute klinische Erfolgsraten? Material und Methode Die Arbeitsgruppe um Jürgen Becker (Universitätsklinikum Düsseldorf) versuchte, diese Fragestellung in einer klinischen Untersuchung zu beantworten. Dafür wurden bei 60 Patienten ein oder mehrere Keramikimplantate eingesetzt. Als Durchmesser kamen 4,5 und 5,0 mm zum Einsatz, während die verwendeten Längen zwischen 9, 11 und 13 mm variierten. Erhielten Patienten mehr als ein Implantat, wurde nur das am weitesten anterior gelegene in die Auswertung einbezogen. Nach der Einheilzeit konnten 52 Implantate prothetisch versorgt werden. Dazu wurde ein Glasfaserabutment adhäsiv im Implantat verankert (Panavia F2.0), diese Situation dann konventionell abgeformt und mit einer Lithiumdisilikatkrone versorgt, die ebenfalls adhäsiv befestigt wurde. Ursprünglich war die Studie auf zwei Jahre Beobachtungszeit angelegt worden, die Ergebnisse wurden bereits 2017 publiziert. Im Rahmen der nun veröffentlichten Ergebnisse wurden die noch verfügbaren Patienten nach neun Jahren klinischer Beobachtungszeit nochmals untersucht. Der Fokus lag dabei auf dem Implantatüberleben, als weitere Parameter wurden der Plaqueindex (dichotom), Blutung auf Sondierung, die Sondierungstiefe und die Mukosarezession dokumentiert und mit den vorhandenen Daten verglichen. Ergebnisse Von den ursprünglich 60 Patienten wurden die 52 Patienten mit den erfolgreich osseointegrierten Implantaten in die Studie aufgenommen, wobei Baseline mit der Eingliederung der Krone definiert wurde. Beim ZweiJahres-Recall waren zwei Implantate verloren gegangen und vier Patienten als Drop-Out registriert. Somit konnten zu diesem Zeitpunkt 46 Implantate ausgewertet werden. Diese 46 Patienten wurden erneut zum Neun-JahresRecall einbestellt, wobei 30 Patienten an der Nachuntersuchung teilnahmen. Hier ging ein weiteres Implantat nach 110 Monaten verloren, so dass insgesamt Daten von 29 Implantaten erhoben werden konnten. Von diesen 29 Implantaten wurde in zehn Fällen vor dem Zwei-JahresRecall eine periimplantäre Mukositis diagnostiziert, die mit mechanischer Reinigung und lokaler antiseptischer Therapie mit Chlorhexidindigluconat therapiert wurde. Bei weiteren zehn AUS DER WISSENSCHAFT In dieser Rubrik berichten die Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats der zm regelmäßig über interessante wissenschaftliche Studien und aktuelle Fragestellungen aus der nationalen und internationalen Forschung. Die wissenschaftliche Beirat der zm besteht aus folgenden Mitgliedern: Univ.-Prof. Dr. Elmar Hellwig, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Univ.-Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen, Universität Bonn Univ.-Prof. Dr. Florian Beuer, Charité – Universitätsmedizin Berlin Univ.-Prof. Dr. Dr. Peer W. Kämmerer, Universitätsmedizin Mainz Univ.-Prof. Dr. Florian Beuer, MME Abteilung für Zahnärztliche Prothetik, Funktionslehre und Alterszahnmedizin, Centrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Charité – Universitätsmedizin Berlin Aßmannshauser Str. 4–6, 14197 Berlin Foto: Privat

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