Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 01-02

arbeitet mit Wellenlängen im Nahinfrarot-Bereich. Die Eindringtiefe ist bisher aufgrund von Streueffektenund der Lichtabsorption auf circa zwei bis vier Millimeter limitiert. Das Verfahren eignet sich gut, um Grenzflächen von Restauration und Zahn sowie (gegebenenfalls) Spalträume darzustellen. Die Bildgebung, die seit Längerem schon in der Augenheilkunde (Darstellung des Augenhintergrunds) angewendet wird, ähnelt einer UltraschallAufnahme, habe allerdings „eine deutlich höhere Auflösung“, erläuterte Haak. Ein weiterer Vorteil ist die Bildgebung ohne ionisierende Strahlung. Sogar die äußerst geringe Demineralisation einer Schmelzoberfläche nach dem Genuss einer mit Essig verfeinerten Linsensuppe ist mit OCT darstellbar, wie Haak an zeitlich gestaffelten OCT-Bildern zeigte. An der Universitätszahnklinik Leipzig befindet sich eine OCT-Sonde für den intraoralen Gebrauch in der klinischen Erprobung. Die Geräteentwicklung bis zur Marktreife „steht aber noch aus“, sagte Haak. Invasive Resorption – wenn der Pulpa der Sauerstoff fehlt Prof. Dr. Paul Lambrechts aus Leuven in Belgien stellte eine Reihe von Patienten vor, die an einzelnen Zähnen zervikale invasive Resorptionen ausgebildet hatten. Die Ätiologie ist noch nicht genau geklärt, doch es besteht möglicherweise ein Zusammenhang mit einer verminderten Sauerstoffzufuhr im Pulpagewebe im Bereich des Zahnhalses. Viele der Patienten mit zervikalen invasiven Resorptionen, die Lambrechts vorstellte, waren zuvor kieferorthopädisch behandelt worden und/oder wiesen Bruxismus auf. In einem Fall übte eine Patientin beim Saxophon-Spielen dauernd Druck auf die Frontzähne aus. Nach einer solchen temporären Hypoxie entsteht manchmal ein intern wucherndes, osteoklastenreiches Granulationsgewebe, über dem ein dünner „Schmelzdeckel“ liegt. Die Therapie besteht im Ausräumen dieses Gewebes, idealerweise nach Beurteilung der Ausdehnung mittels DVT. Je nach Ausdehnung versucht Lambrechts, die Pulpa vital zu erhalten (partielle Pulpektomie). Falls das nicht möglich ist, behandelt er den Zahn endodontisch. In seltenen Fällen kann eine invasive Resorption auch von selbst zum Stillstand kommen, indem sich reparatives Knochenersatzgewebe bildet. Sehr kurzweilig stellte die niederländische Endodontologin Dr. Marga Ree aus Purmerend ihre Erfolge und Misserfolge aus 40 Jahren zahnärztlicher Tätigkeit vor. „Behandeln Sie nicht das Röntgenbild“, lautete ihr Kommentar, als sie bei einer Patientin (ihrer Schwester) im Verlauf von über 30 Jahren durch wiederholte Revisionen erfolglos versucht hatte, eine symptomlose apikale Aufhellung „wegzubehandeln". Die Aufhellung kam wieder, der Zahn blieb symptomfrei, was für die Patientin letztendlich das Wichtigste sei. Aus diesen und anderen „Fehlern“ habe sie viel gelernt. Eine weitere take-home message betraf die Rolle der postendodontischen Restauration: „Die restaurative Prognose eines Zahnes ist wichtiger als die endodontische.“ Sie meinte damit, dass die zm114 Nr. 01-02, 16.01.2024, (51) Bildgebung ohne Röntgenstrahlung: In Leipzig wird an der optischen Kohärenztomografie geforscht. Mit der OCT-Sonde ist die Säureeinwirkung in den oberen Mikrometern der Schmelzoberfläche darstellbar, erläuterte Prof. Dr. Rainer Haak. Dr. Kerstin Albrecht Medizin-/Dentaljournalistin Foto: privat Im Rahmen der Therapie einer zervikalen invasiven Resorption sollte die Pulpa nach Möglichkeit vital erhalten werden, betonte Prof. Dr. Paul Lambrechts. ZAHNMEDIZIN | 53 Gastgeber Prof. Dr. Reinhard Hickel begrüßt die Teilnehmer des Kongresses. Beim Tag der Wissenschaften hatte Hickel, der zum Jahresende 2023 in den Ruhestand ging, zusätzlich zum traditionellen Ablauf einen besonderen Programmpunkt eingebaut: In einem Vortrag gab er einen Überblick über die Entwicklung der Zahnerhaltung in den letzten drei Jahrzehnten – auch als Rückblick auf seine Tätigkeit an der Zahnklinik der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Einen Bericht zum Abschiedssymposium für Hickel finden sie über den QR-Code.

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