58 | GESELLSCHAFT zur „Bedeutung der Mundpflege für die Volkswohlfahrt“ oder zur „Erkrankung des Zahnfleisches als Gewebekrankheit“ [Berghoff, 1924 und 1925a]. Auch seine Verbindung zur Lebensreformbewegung lässt sich an seinen Publikationen ablesen, etwa in den Beiträgen „Fleisch- oder Pflanzennahrung?“, „Stiefkinder der Natur“ und „Kind und Sonne“ [Berghoff, 1925b, 1926a und 1926b]. Während sich die Verfolgung der Juden in Deutschland seit 1933 in Etappen vollzog, war die Situation in Österreich – das ab 1938 als „Ostmark“ des Deutschen Reiches geführt wurde – anders: Die österreichischen Juden bekamen das System der antisemitischen Repressionen nach dem „Anschluss“ im März 1938 in kürzester Zeit in großer Härte zu spüren. Andererseits konnte Berghoff aus den Ereignissen in Deutschland in den Jahren 1933 bis 1938 durchaus ablesen, was ihn als Jude und politischer Gegner in einem nationalsozialistisch regierten Österreich erwarten würde. Tatsächlich floh er bereits im September 1938 aus seinem Heimatland [Feikes, 1992; Groß, 2024; Mentzel, 2018]. Übrigens war auch Neuburger jüdischer Herkunft; dieser emigrierte 1939 nach London. Als „Tito-Partisane“ im Widerstand Berghoff hielt sich in der Folgezeit vor allem in Dalmatien auf. Nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Jugoslawien (1941) nahm er seine politischen Aktivitäten wieder auf und schloss sich der dortigen Widerstandsbewegung („Volksbefreiungsbewegung“) an [Groß, 2024; Mentzel, 2018]. Er unterschied sich in diesem Punkt von zahnärztlichen Widerstandskämpfern wie Ulrich Boelsen, Hermann Ley, Paul Rentsch und Helmut Himpel, die im Inland tätig wurden [Groß/Wellens, 2023a und 2023b; Wellens/Groß, 2023 und 2024]. Die jugoslawische Volksbefreiungsarmee wurde von der Kommunistischen Partei Jugoslawiens (KPJ) unter Generalsekretär Josip Broz Tito (1892– 1980) geleitet und ihre Angehörigen wurden aufgrund der exponierten Rolle des Generalsekretärs auch als „Tito-Partisanen“ bezeichnet [Wiesinger, 2008]. Berghoff beteiligte sich im damaligen Jugoslawien bis 1944 am Widerstand gegen den deutschen Nationalsozialismus und den italienischen Faschismus. Er kam dabei als „Chefarztstellvertreter“ bei Partisaneneinheiten in der Gruppe Dalmatien im „Abschnitt Split“ zum Einsatz. Doch er wurde von Nationalsozialisten aufgespürt, festgenommen und im August 1944 ins Konzentrationslager Groß-Rosen deportiert [Groß, 2024; Mentzel, 2018]. Jenes KZ befand sich in Niederschlesien – 50 km westlich von Breslau – im heutigen Polen. Zwischen 1940 und 1945 waren dort rund 130.000 Menschen inhaftiert; hiervon wurde letztlich jeder Dritte – rund 40.000 – ermordet. Er überlebte das KZ und ging zurück nach Wien Berghoff gehörte nicht zu den Todesopfern. Er wurde am 15. Februar 1945 in das Konzentrationslager Flossenbürg verbracht. Dort wurde ihm die Häftlings-Nr. 86935 zugewiesen [KZ Flossenbürg E. Berghoff, 1945; Groß, 2024; Mentzel, 2018]. Das Lager befand sich in der Gemeinde Flossenbürg bei Weiden im Oberpfälzer Wald, in Grenznähe zum damaligen zm114 Nr. 01-02, 16.01.2024, (56) Berghoff (1948a), Titelblatt
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=