Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 01-02

64 | MEDIZIN NEKROTISIERENDE FASZIITIS Biologisches Wunddebridement mit Fliegenmaden Lucas A. Greilich, Maximilian Moergel Am Anfang stand wohl ein aufgekratzter Mückenstich. In die Wunde drangen Keime ein und es entwickelte sich eine ausgedehnte nekrotisierende Fasziitis. Ein klassisches chirurgisch-resektives Wunddebridement wäre mit einem hohen Risiko bleibender Entstellungen verbunden gewesen. Deshalb versuchten es die Behandler zunächst mit einer biologischen und minimalinvasiven Option: der Maden-Therapie. Ein 63-jähriger Patient stellte sich als Notfall in unserer Fachabteilung für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken in Wiesbaden vor. Vorausgegangen war einen Monat vorher ein stationärer Aufenthalt in der Augenklinik zur Therapie einer Orbitaphlegmone mit einem CRP-Wert von 33,9 mg/dl. Bei schlechtem Allgemeinzustand, Fieber, Tachykardie und Leukozytose war seitens der Kollegen initial ein Sepsisausschluss mittels Blutkulturen erfolgt. Aufgrund temporoparietaler Effloreszenzen mit Bläschenbildung wurde die Verdachtsdiagnose eines Herpes zoster gestellt. Bei dem Mann waren außerdem ein nicht eingestellter Diabetes mellitus Typ 2 (HbA1c = 10,5), eine Leberzirrhose und eine präsenile Demenz bekannt. Die begonnene intravenöse antibiotische und antivirale Therapie zeigte initial eine Befundverbesserung, so dass der Patient vonseiten der augenärztlichen Kollegen in die ambulante Nachsorge entlassen wurde. Vier Wochen später wurde er mit progredienter Schmerzsymptomatik und einer offenen, nässenden Wunde mit zentralen Gewebenekrosen temporoparietal rechts in unserer Fachabteilung vorstellig und im Folgenden stationär betreut (Abbildung 1). Aufgrund der ursprünglichen Therapie der Opthalmologen setzten wir die antivirale Therapie zunächst fort. Aufgrund des klinisch-makroskopischen Bildes mit progressiver Gewebezm114 Nr. 01-02, 16.01.2024, (62) Abb. 1: Makroskopischer Initialbefund der nekrotisierenden Fasziitis: unscharf begrenzte, livide verfärbte Haut periläsionär, zentral nässende, offene Wunde mit nekrotischen Anteilen Foto: Lucas Greilich Abb. 2: CT-NNH mit Kontrastmittel: Temporoparietale Schwellung des Weichgewebes und paraseptale Ausbreitung Foto: Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden Abb. 3: MRT: Dichteanhebung und paraseptale Lufteinschlüsse Foto: Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden

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