Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 01-02

MEDIZIN | 65 nekrose, fehlender segmentaler wasserklarer Bläschen wurde der Zoster durch PCR ausgeschlossen und die antivirale Therapie beendet. Ein maligner Tumor fand sich in der Probeexzision vom Aufnahmetag nicht. Ebenso wurde per Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT) eine intrazerebrale und intraorbitale Beteiligung ausgeschlossen. Allerdings zeigten sich rechts temporoparietal eine zunehmende Dichteanhebung, paraseptale Lufteinschlüsse und eine Schwellung des Weichgewebes mit progredienter Ausweitung im Vergleich zu den Aufnahmen einen Monat zuvor (Abbildungen 2 und 3). In der Zusammenschau von Klinik, Bildgebung und dem positiven Befund eines Staphylococcus aureus in der zwischenzeitlich erfolgten mikrobiologischen Analyse wurde die Diagnose einer akut nekrotisierenden Fasziitis gestellt. Auf erneute Nachfrage berichtete die Ehefrau nun über einen Mückenstich, der in der Vergangenheit von dem Patienten aufgekratzt worden war und den wir retrospektiv als Eintrittspforte bewerten. Der Patient erhielt daraufhin über 21 Tage eine antibiotische Therapie mittels Piperacillin/Tazobactam 4,0 g / 0,5 g intravenös (1-1-1) und eine bedarfsangepasste analgetische Therapie. Auf ein klassisch-chirurgisches Wunddebridement wurde aufgrund der anatomisch engen Lagebeziehung zum Auge bei Befall von Ober- und Unterlid in diesem Fall verzichtet. Stattdessen erfolgte das Wunddebridement mit einer Maden-Therapie der Goldfliege Lucilia sericata (BioBag®, BioMonde GmbH, Barsbüttel) über vier Zyklen, um nekrotisches Gewebe zu entfernen und die Wunde so zu desinfizieren (Abbildungen 4 und 5). Infolgedessen stabilisierten sich der Allgemeinzustand, die Schmerzsymptomatik und das makroskopische Wundbild rasch, so dass der Patient nach drei Wochen stationären Aufenthalts und unter Erhalt seiner Augenlider ohne mutilierende chirurgische Resektionen in die ambulante Nachsorge entlassen werden konnte (Abbildung 6). Im ambulanten Setting wurden die Maden-Therapie beendet und die weitere Wundnachsorge durch Chlorhexidin-Gel-Applikation 10mg/g (Chlorhexamed Mundgel, GlaxoSmithKline Consumer Healthcare GmbH & Co. KG, München) und superabsorbierende Silikonverbände fortgesetzt (Zetuvit® Plus Silicone Border, Paul Hartmann AG, Heidenheim). Aufgrund der eingeschränkten Compliance bei präseniler Demenz wurde ein ambulanter Pflegedienst für die Verbandswechsel organisiert, die wechselseitig durch uns und den Pflegedienst alle drei Tage erfolgten (Abbildung 7). Zudem wurde der Patient zur weiteren Therapie der Leberzirrhose und des Diabetes hausärztlich angebunden. Definition und Ätiologie Die nekrotisierende Fasziitis ist eine seltene und zugleich fulminant verlaufende Infektion der Subcutis, die fortgeleitet über die Faszien letztzm114 Nr. 01-02, 16.01.2024, (63) Abb. 5: Verbandswechsel am vierten Tag mit deutlicher Größenzunahme der Maden Fotos: Lucas Greilich Abb. 4: Dritter Tag: Augenscheinlich tiefere Wunde im Vergleich zur Initialaufnahme, da die Wunde nun fast vollständig von nekrotischen Anteilen gereinigt wurde, kaudal noch persistierende nekrotische Anteile, deutlich weniger livide Verfärbungen, angefrischte Wunde mit freiliegenden Anteilen des Musculus temporalis Lucas A. Greilich Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden Ludwig-Erhard-Straße 100, 65199 Wiesbaden und MKG Burgstraße GbR Burgstraße 2-4, 65183 Wiesbaden Foto: PicturePeople Fotostudio Frankfurt-Berger-Straße PD Dr. Dr. Maximilian Moergel Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden Ludwig-Erhard-Straße 100, 65199 Wiesbaden und MKG Burgstraße GbR Burgstraße 2-4, 65183 Wiesbaden Foto: Berthold Barth - Fotografie

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