Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 03

20 | GESELLSCHAFT STUDIE DER UNIVERSITÄT GÖTEBORG Die Zahnheilkunde der Wikinger war erstaunlich fortschrittlich Karies und Zahnschmerzen waren bei den Wikingern stark verbreitet – aber auch einige zahnärztliche Eingriffe. Gefunden wurden Belege für komplexere Eingriffe, die über das Ziehen von schmerzenden Zähnen hinausgehen. Für ihre Studie untersuchten die Forscherinnen und Forscher die Zähne von 171 Individuen, die in der späten Wikingerzeit vom 10. bis zum 12. Jahrhundert in der Gemeinde Varnhem, Västergötland, Schweden, gelebt hatten. Das mittlere Alter der 133 erfassten Erwachsenen betrug 35 Jahre, sie starben im Alter zwischen 14 und über 50 Jahren; 46 waren Frauen und 87 Männer. Die 38 Kinder ereilte der Tod im Alter von einem Jahr bis zwölf Jahren. Neben der Prävalenz, der Verteilung und der Lage der Karies dokumentierte das Team die Zahnabnutzung, andere Zahnpathologien und anatomische Anomalien. Insgesamt wurden 3.293 Zähne im Voll- oder Teilgebiss analysiert, davon – siehe oben – 133 bleibende und 38 Milch- beziehungsweise Wechselgebisse. Zu den wichtigsten Auswahlkriterien gehörten das Vorhandensein kompletter oder fragmentierter Mandibulae und Maxillae. Die Gebisse wurden klinisch mithilfe einer Zahnsonde unter starker Lichtquelle untersucht, von 18 wurden Röntgenaufnahmen gemacht, um die Befunde zu überprüfen und zu ergänzen. Im Ergebnis hatten 62 Prozent der Erwachsenen mindestens eine kariöse Läsion, 38 Prozent keine Karies. Die Anzahl kariöser Zähne pro Person reichte von 0 bis 22. Der mittlere DMFT-Wert betrug 4,4. Rund 13 Prozent aller Erwachsenenzähne waren von Karies betroffen, dabei erwies sich die Wurzeloberfläche als am anfälligsten. Der am häufigsten von Karies befallene Zahn war der erste Unterkiefermolar. Alle Individuen mit Milchoder Wechselgebiss waren dagegen komplett kariesfrei. Alle Kinder und Jugendlichen waren kariesfrei Bei den Erwachsenen war zudem Zahnverlust weitverbreitet. Die untersuchten Wikinger hatten im Laufe ihres Lebens durchschnittlich 6 Prozent ihrer Zähne verloren, Weisheitszähne ausgenommen. Das Risiko des Zahnverlusts nahm mit dem Alter zu. Insgesamt gingen 953 Zähne verloren, darunter 219 Weisheitszähne. Bei den 734 Nicht-Weiheitszähnen fielen 26 Prozent ante mortem und 74 Prozent post mortem aus. Darüber hinaus wiesen vier Prozent der Zähne klinisch nachweisbare apikale Läsionen auf. Der durchschnittliche Zahnverschleiß betrug bei den zm114 Nr. 03, 01.02.2024, (122) Ein gefeiltes Loch von der Zahnkrone in die Pulpa kannten auch die Wikinger als ein Verfahren, das Zahnschmerzen und Infektionen reduziert. Foto: Carolina Bertilsson Auf dem der Röntgenbild sind Kariesläsionen an mehreren hinteren Molaren erkennbar. Foto: Carolina Bertilsson, Henrik Lund

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