TITEL | 29 zm114 Nr. 03, 01.02.2024, (131) bauen zu lassen. Das war für mich erst überraschend: Ich hatte mich ausführlich beispielsweise mit der Farbpsychologie beschäftigt und wollte, dass die Praxis in beruhigenden und entspannenden Farben gestaltet wird. Die Architektin bestand jedoch darauf, der Praxis meine persönliche Note zu geben, indem meine individuellen Lieblingsfarben zur Anwendung kommen. Ihr war es wichtig, dass man die Praxisinhaberin in den Räumen wiederfindet und die persönlichen Vorlieben des Menschen hinter der Praxis erfahren kann. Wie bewährt sich das Konzept? Ich bekomme sehr viel positiven Zuspruch. Mein Eindruck ist, dass ein Großteil der Kinder gerne wieder zu uns kommt, weil sie sich beinahe schon heimisch bei uns fühlen. Manchmal haben wir sogar Schwierigkeiten dabei, die Kinder aus dem Wartezimmer zu bekommen, wenn ihr Termin beginnt. „Ich will doch noch spielen“, heißt es dann oft. Das ist also gelungen! (lacht) Was freut Sie am meisten? Mich begeistert, wie wir alle Sinne der Kinder mit dem Praxiskonzept ansprechen: Durch die fünf Hauptfarben wird das Visuelle der Kinder aktiviert. Wir haben beruhigende Entspannungsmusik im Wartezimmer, sodass auch auditiv den Kindern etwas geboten wird. Wir bemühen uns mit kleinen Tricks, dass die Praxis nicht nach Zahnarzt riecht, so dass die Kinder sich auch olfaktorisch wohlfühlen können. Tatsächlich wurde in der Decke das Geruchskonzept verbaut. Allgemein ist mir weiterhin der Geruch sehr wichtig. Wir lüften regelmäßig die Räume, haben in allen Räumen Duftsprays für ein Frischegefühl. Wenn es einmal nicht gut riecht, liegen in allen Zimmern Streichhölzer aus, da bei der chemischen Reaktion des Verbrennens eines Streichholzes etwa typische „Windelgerüche“ beseitigt werden. Und wir haben Duftstecker für die Steckdosen, die für guten Geruch sorgen. Durch die vielen verschiedenen Materialien und 3-D-Bauprojekte wird auch der taktile Sinn der Kinder angesprochen. Und last but not least dürfen die Kinder im Behandlungszimmer den Geschmack von Polierpaste und Fluoridierungsgel aussuchen, sodass sie gustatorisch das Gefühl bekommen, mitbestimmen zu dürfen. Wie ist die Resonanz der Kinder und ihrer Eltern? Von den meisten Kindern und auch den Eltern bekommen wir durchweg eine sehr positive Resonanz. Gerade Kinder, die nur typisch weiße, „cleane“ und damit kühle Arztpraxen kennen, haben bei uns das Gefühl, in eine ganz andere und zwar nichtmedizinische Welt einzutauchen. Die Eltern freuen sich vor allem darüber, dass – wenn es überhaupt zu Wartezeiten kommt – diese sehr kurzweilig sind durch die kindgerechte Gestaltung des von uns „Spielzimmer“ genannten Wartezimmers. Das Gespräch führte Laura Langer. Fotos: HEJM Wartezimmer Behandlungszimmer
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