34 | GESELLSCHAFT Polen nimmt die eindringlichen Warnungen der Wissenschaft ernst und macht das einzig Richtige: Red Bull und Co. gibt’s erst ab 18. In Deutschland hingegen dürfen die gefährlichen Wachmacher weiter uneingeschränkt an Kinder und Jugendliche verkauft werden“, kritisierte Luise Molling von foodwatch. Die Verbraucherorganisation forderte Bundesernährungsminister Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen) auf, endlich auch in Deutschland einen Verkaufsstopp der Getränke an Minderjährige umzusetzen. Özdemir sieht aberoffenbar keinen Handlungsdruck. Die Dosen seien mit ausreichend Warnhinweisen versehen, antwortete sein Ministerium dem ARD-Morgenmagazin auf Anfrage. Dabei sind die Polen nicht die ersten, die den Zugang zu Energydrinks reglementieren: Die EU-Mitgliedsstaaten Lettland und Litauen hatten schon vor Jahren eine Altersgrenze von 18 Jahren für die umstrittenen Getränke eingeführt (Litauen Ende 2014 und Lettland im Sommer 2016). Hierzulande sprechen sich neben foodwatch auch Ärzteverbände wie die Gesellschaft der Europäischen Kinderkardiologen sowie der Verbraucherzentrale Bundesverband seit Jahren für eine Altersgrenze aus, ebenso Expertinnen und Experten der Weltgesundheitsorganisation WHO. Doch Energydrinks sind nicht nur zum Massenphänomen geworden, parallel steigt die Zahl der Intensivnutzer: Bereits 2017 berichtete das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE), dass in Deutschland rund 17 Prozent der jugendlichen Konsumenten zu den „Hoch-AkutTrinkern“ gehören. Das bedeutet, sie nehmen mehr als einen Liter bei einer Gelegenheit zu sich. Das Problem: Diese Jugendlichen überschreiten damit die unbedenkliche Koffeinmenge von drei Milligramm Koffeinpro Kilogramm Körpergewicht deutlich. Durch den süßen Geschmack und das Marketing über SocialMedia-Influencer sind die Produkte gerade bei Kindern und Jugendlichen beliebt. Einer UntersuWEGEN HOHEM ZUCKER- UND KOFFEINGEHALT Polen verbietet Energydrinks für Minderjährige Wegen ihrer potenziell gesundheitsschädlichen Wirkung hat Polen zum Jahresbeginn den Verkauf von Energydrinks an unter 18-Jährige verboten. Gleichlautende Forderungen gibt es in Deutschland schon länger – ohne Ergebnis. Nach Litauen (2014) und Lettland (2016) führt auch Polen eine Altersgrenze ab 18 Jahren für Red Bull, Monster & Co. ein – was polnische Ärztinnen und Ärzte in der Fachzeitschrift Lancet begrüßen. Foto: monticellllo - stock.adobe.com zm114 Nr. 03, 01.02.2024, (136) BÜRGERRAT FORDERT ABGABE ERST AB 16 JAHREN Der Bürgerrat mit dem Namen „Ernährung im Wandel“ hat Mitte Januar sein erstes Bürgergutachten erstellt und dem Bundestag übergeben. Die 160 per Los ausgewählten Bürgerinnen und Bürger erarbeiteten neun konkrete Handlungsempfehlungen für den Bereich Lebensmittel, unter anderem fordern sie ein verpflichtendes staatliches Lebensmittellabel, das auf einen Blick über Effekte für Klima, Tierwohl und Gesundheit informiert. Außerdem soll Zucker – egal aus welcher Ursprungsoder Herstellungsform – nicht mehr als Grundnahrungsmittel eingestuft werden, was zu einer Anhebung der Mehrwertsteuer auf Zucker von sieben auf 19 Prozent führt. Und das Gremium fordert eine stärkere Regulierung von Energydrinks: Diese sollen erst ab einem Mindestalter von 16 Jahren gekauft werden dürfen und außerdem deutliche Warnhinweise tragen, die auf die gesundheitlichen Risiken der Inhaltsstoffe hinweisen.
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