44 | ZAHNMEDIZIN die Wurzel anschließend separat entfernt (Abbildungen 9 und 10) [Gutwald et al., 2019; Schwenzer, 2019]. Anschließend erfolgt die sorgfältige Kürettage unter Schutz des am Boden der Extraktionsalveole liegenden Canalis mandibularis, die Entfernung von Granulationsgewebe sowie des Follikelepithels. Die Wurzelspitze sollte auf Vollständigkeit überprüft werden, um eine Wurzelfraktur auszuschließen (Abbildung 11). Danach werden Knochenkanten geglättet und das Wundgebiet wird per Spülung sorgfältig gereinigt. Die Blutstillung kann mittels Kaustik oder Kompression durchgeführt werden [Gutwald et al., 2019]; Um die Wundheilung zu verbessern, kann man sich die Einlage von Hämostyptika oder autologen Thrombozytenkonzentraten zunutze machen [Vitenson et al., 2022]. Sollten bei der operativen Zahnentfernung Zahnanteile im Bereich des Nervens verblieben sein und deren Entfernung mit einem hohem Schädigungsrisiko des Nervs einhergehen, können diese laut Leitlinie in Einzelfällen – auch bei der regulären Zahnentfernung – zur Vermeidung schwerwiegender operationsbedingter Komplikationen (Nervläsionen oder unverhältnismäßige Knochendefekte) belassen werden [DGMKG, 2019]. Zur Entfernung der Weisheitszähne im Oberkiefer wird zunächst der Kopf des Patienten etwas überstreckt, um eine bessere Übersicht zu erlangen. Bei der Bildung des Mukoperiostlappens geht man ähnlich vor wie im Unterkiefer: Die Schnittführung erfolgt distal entlang des Tubers auf den zweiten Oberkiefermolaren zu, dann marginal weiter bis mesial des zweiten Oberkiefermolaren [Gutwald et al., 2019; Schwenzer, 2019] (Abbildung 13). Nach Darstellung des Knochens kann der Weisheitszahn meist schon mit dem Hebel anluxiert oder mittels rotierendem Instrument freigelegt werden. Dabei muss möglichst oberhalb des Zahnäquators angesetzt werden, sonst kann der Zahn in die Kieferhöhle oder in das umliegende Weichgewebe luxieren. Anschließend erfolgen die Kürettage, die Entfernung des Zahnsäckchens, der Knochenkanten und des Granulationsgewebes sowie die Prüfung einer Mund-Antrum-Verbindung (MAV) mittels Bowman-Sonde. Bei positiver Testung erfolgt die plastische Deckung mittels Mukoperiostlappen oder bei ausgedehnteren Defekten mittels Bichat-Fettpfropf (Abbildungen 14 und 15) [Gutwald et al., 2019; Schwenzer, 2019]. Sowohl im Unter- als auch im Oberkiefer wird letztlich ein primärer, adaptierender Wundverschluss durchgeführt (Abbildungen 12 und 15) mit Einzelknopfnähten entlang der Schnittführung, mit Beginn an der mesialen Entlastung. Dabei wird das Nahtmaterial in monofil und polyfil, synthetisch und natürlich, resorbierbar und nichtresorbierbar, beschichtet und unbeschichtet eingeteilt [Faris et al., 2022; Minozzi et al., 2009]. Zum Wundverschluss eignen sich nicht resorbierbare, monofile, synthetische Nähte aus Polyglycolid sowie Polypropylen, da diese weniger GeweAbb. 13: Ausgangssituation im Oberkiefer Regio 28 mit Schnittführung zm114 Nr. 03, 01.02.2024, (146) Abb. 14: Freilegung Zahn 28, Entfernung und Prüfung der Vollständigkeit sowie Kürettage der Extraktionsalveole CME AUF ZM-ONLINE Moderne Wege bei der Weisheitszahnentfernung Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie zwei CME-Punkte der BZÄK/DGZMK. Fotos: Saskia-Vanessa Schröger
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