ZAHNMEDIZIN | 49 ter Misserfolg, der zu einer Neuanfertigung der prothetischen Restauration führt (Abbildung 1). In den meisten Situationen wird jedoch die Entfernung der entstandenen scharfen Kante, vor allem bei kleineren Frakturen im Seitenzahnbereich, ausreichend sein. Damit ist die Funktion jedoch nicht komplett wiederhergestellt. Die Frakturmuster unterscheiden sich bei den verschiedenen Fertigungskonzepten. Während verblendete Gerüste aus Metalllegierungen und aus Zirkonoxid zu großflächigen Abplatzungen neigen, bei denen im Fall der Metallgerüste die Fraktur oft bis zum Gerüst reicht (Fallbeispiel 1), zeigen Restaurationen aus hochfesten Glaskeramiken häufig nur minimale Abfrakturen (Fallbeispiel 2). In einer randomisierten klinischen Studie hatten mit Lithiumdisilikat verblendete Seitenzahnbrücken signifikant weniger Verblendungsfrakturen als klassisch verblendete Zirkonoxidgerüste, auch die Ausdehnungen der Fraktur unterschieden sich. Lithiumdisilikat zeigte kleine Splitterfrakturen, während die klassische Verblendkeramik großflächiger abplatzte [Grohmann et al., 2015]. Eine keramische Verblendung erhält ihre Eigenschaften durch eine Reihe von Arbeitsschritten, die jedoch immer die Verarbeitung im keramischen Ofen erfordern. Die vollständige Reparatur einer solchen Verblendung wäre deshalb folgerichtig nur außerhalb des Mundes im keramischen Ofen durch erneutes Anbrennen von Verblendkeramik möglich. Auf Zähnen ist dies kaum denkbar, da die Restauration ja fest eingesetzt ist und eine gewaltsame Entfernung eher noch mehr Schäden verursachen würde. Bei Implantaten wäre dies eventuell vor allem bei verschraubten Lösungen einfacher, doch auch hier ist die keramische Restauration meist mit einer Titanklebebasis verbunden, von der sie gelöst werden müsste. Die Hauptschwierigkeit bei der Reparatur im keramischen Ofen dürfte aber die Wasseraufnahme der Verblendkeramik während ihrer Zeit im Mund sein. Durch die während des Verblendvorgangs entstandenen Einschlüsse und Poren nimmt die Verblendung auch eine gewisse Menge an Wasser durch die Feuchtigkeit in der Mundhöhle auf. Während des Aufheizvorgangs im Ofen, selbst wenn er langsam und vorsichtig durchgeführt wird, kommt es häufig vor, dass durch die Ausdehnung des Wassers bei der Temperaturerhöhung und beim Verdampfen die Verblendung großflächig abgesprengt wird. Selbst wenn es also möglich sein sollte, die verblendete Restauration extraoral neu zu bearbeiten, müsste diese vorab erst aufwendig und langwierig getrocknet werden – kein wirklich praktikabler Ansatz für die Reparatur. Welche pragmatischen Alternativen gibt es also? Es bietet sich eine direkte Reparatur im Patientenmund mit Komposit an. Wenn man es schafft, zu den Oberflächen der Restauration eine adhäsive Verbindung herzustellen, ist die Vorgehensweise ähnlich dem Schichten einer Kompositfüllung [Proano et al., 2021]. Patientenfall 1 Anhand eines klinischen Beispiels soll die Vorgehensweise bei einer großflächigen Verblendfraktur kurz erklärt werden. Ein 85-jähriger Patient stellte sich mit einer großflächig frakturierten metallkeramischen Restauration am Zahn 37 vor. Um ein sauberes und trockenes Arbeitsfeld zu haben, das für den erfolgreichen adhäsiven Verbund des Komposits zu den Restaurationsoberflächen entscheidend ist, wurde Kofferdamspanngummi angelegt (Abbildung 2a), die verbleibenden Spalten wurden mit Teflonband abgedichtet zm114 Nr. 03, 01.02.2024, (151) Dr. Stefano Pieralli Abteilung für Zahnärztliche Prothetik, Funktionslehre und Alterszahnmedizin, Centrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Charité – Universitätsmedizin Berlin Aßmannshauser Str. 4–6, 14197 Berlin Foto: privat Univ.-Prof. Dr. Florian Beuer, MME Direktor der Abteilung für Zahnärztliche Prothetik, Funktionslehre und Alterszahnmedizin, Centrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Aßmannshauser Str. 4–6, 14197 Berlin florian.beuer@charite.de Foto: Florian Beuer 1994–1999: Studium der Zahnheilkunde an der LudwigMaximilians-Universität (LMU) München 2000–2001: Assistent in freier Praxis 2002–2015: Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Funktionsoberarzt, Oberarzt und leitender Oberarzt an der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik der LMU (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Wolfgang Gernet) 2007–2008: Forschungsaufenthalt am Pacific Dental Institute in Portland/Oregon, USA (Direktor: John A. Sorensen DMD, PhD) 2015: Direktor Zahnärztliche Prothetik, Alterszahnmedizin und Funktionslehre, Charité – Universitätsmedizin Berlin. 2020: Editor in Chief International Journal of Computerized Dentistry (Quintessence Publishing Group) 2021: Präsident Deutsche Gesellschaft für Implantologie (DGI) 2022: Active Fellow American Academy of Prosthodontics ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden.
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