56 | PRAXIS GELUNGENE PATIENTENKOMMUNIKATION Von der Kunst des Zuhörens Sandra Campo Wer die Kunst des Zuhörens beherrscht, ist – ja! – ein besserer Freund, Kollege und Zahnarzt. Was gutes Zuhören ausmacht und warum es ohne Aufgeschlossenheit, Herz und Willen nicht geht, erfahren Sie hier. Ein Schmerzpatient kommt in die Sprechstunde, holt tief Luft und berichtet in epischer Breite von seinen Beschwerden. Nach den ersten Sekunden schalten Sie ab („Downloaden“, siehe unten), denn Sie wissen ja bereits die Lösung für sein Problem und Zeit haben Sie auch nicht. Noch bevor der Patient fertig ist, steht die Diagnose fest. Pochende Schmerzen, ältere Prothetik, keine Vitalität: ein endodontisches Problem. Der Zahn wird trepaniert. Wenn Sie hier allerdings überhört haben, dass der Patient am Tage zuvor zwei Stunden Holz gehackt hat, sind Sie möglicherweise falsch abgebogen. Natürlich haben sich behandlungsspezifische Anamnesebögen bewährt, nicht nur bei CMD- und/oder Schmerzpatienten, und selbstverständlich nicht nur, um Zeit zu sparen. Je genauer Sie die Patientengeschichte vorab kennen, desto gezielter können Sie nachfragen. So können Sie das Gespräch lenken und erhalten in kurzer Zeit die wirklich relevanten Informationen. Gezielte Fragen können sein: Was genau wurde bereits unternommen, um das Problem oder die Schmerzen zu behandeln? Was hat zur Beseitigung beziehungsweise Linderung Ihrer Beschwerden beigetragen? Welche Erwartungen haben Sie an die bevorstehende Beratung/Behandlung? Wie stellen Sie sich Ihre neuen Zähne vor? Was genau soll nach der Korrektur anders sein? Zu welcher Behandlungsmethode tendieren Sie? Wären Sie bereit eine … zu tragen, eine … durchführen zulassen? Damit eine Geschichte erzählt werden kann, braucht es zwei Protagonisten – einen, der erzählt, und einen, der zuhört. Foto: Svitlana - adobe.stock.com zm114 Nr. 03, 01.02.2024, (158)
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