zm114 Nr. 04, 16.02.2024, (210) 12 | ZAHNMEDIZIN CASE REPORT Metastase eines Mammakarzinoms im UK Parästhesien und eine Schwellung waren die ersten klinischen Symptome der Manifestation eines Mammakarzinoms im Unterkieferwinkel. Eine 32-jährige Patientin stellte sich mit Parästhesien im linken Unterkieferbereich in einer oralchirurgischen Praxis in Foggia (Italien) vor. Sie berichtete, dass die Beschwerden seit fünf Tagen bestanden und bei ihr vor drei Jahren eine radikale Bimastektomie wegen eines invasiven lobulären Mammakarzinoms durchgeführt worden war. Sie erhielt Chemotherapie und Bestrahlung sowie eine Dauertherapie mit 4 mg Zoledronsäure intravenös alle drei Wochen. Intraoral zeigten sich eine gute Mundhygiene, keine Schwellungen, Fisteln oder offene Schleimhaut. Auffällig waren allerdings regionale Lymphknotenschwellungen submandibulär sowie eine von extraoral tastbare, leichte Schwellung im Bereich des Kieferwinkels linksseitig. Es wurden ein PET-CT sowie ein DVT angefertigt. In der sagittalen Ebene des DVTs zeigte sich „eine kleine, wenig diffuse Röntgenopazität in der Nähe des Unterkieferwinkels sowohl auf der medialen als auch auf der lateralen Fläche […]. Die PET-Ergebnisse zeigten eine Fluor-2-DesoxyD-Glucose-Aufnahme im linken Winkelbereich des Unterkiefers.“ Im Anschluss wurde eine Feinnadelaspirationszytologie durchgeführt, die Merkmale eines metastasierenden Mammakarzinoms ergab. Differenzialdiagnostisch kam aufgrund der Bisphosphonatbehandlung allerdings auch eine Osteonekrose infrage. Brustkrebs ist in Deutschland die häufigste Krebserkrankung bei Frauen mit rund 70.000 Neudiagnosen und 17.000 Todesfällen jährlich [Deutsche Krebsgesellschaft]. Obgleich Fernmetastasen bei Mammakarzinomen nicht selten vorkommen, ist „eine Ausbreitung in die Kopf- und Halsregion […] selten, wobei supraklavikuläre Lymphadenopathie und Knochenmetastasen im Unter- und Oberkiefer die häufigsten Erscheinungsformen sind“ [Spirito et al., 2024]. Wenn knöcherne Metastasen im Kiefer auftreten, sind diese im UK mit rund 44 Prozent häufiger als im OK (24 Prozent) und finden sich bei ersterem häufiger in der Kieferwinkelregion oder am Ramus, erläutern die Autoren. Grund dafür sei das hämatopoetische Knochenmark, das eine geringere Blutflussgeschwindigkeit aufweist, was die Anfälligkeit für Krebszellen erhöht. Die Diagnose erfolgt oft verzögert und kann sich durch Schwellung und Schmerzen, neurosensorische Befunde oder Ulzerationen, geschwollene Lymphnoten oder pathologischen Frakturen bemerkbar machen, erklären Spirito et al. [2024]. nl Spirito F, Ambrosino M, Morrone F et al. „Challenging Differential Diagnosis of Mandible Angle Metastasis from Breast Cancer“, Case Reports in Dentistry, vol. 2024, Article ID 2667323, 5 pages, 2024. Abb. 1: „Die verdickten knöchernen Trabekel weisen eine anteriore Ausdehnung auf Höhe der Unterkieferperikanalregion auf“ [Spirito et al., 2024]. Abb. 2: „Parasagittale Schnitte zeigen eine unregelmäßige Verringerung der Breite des Unterkieferkanals auf Höhe des Unterkieferwinkels, die sich über etwa 3 mm erstreckt, wobei der Kanal scheinbar verschlossen ist. Außerdem ist eine deutliche Periostreaktion zu erkennen, die auf der lingualen Seite sowie auf der vestibulären Seite stärker ausgeprägt ist. Darüber hinaus zeigt die Unterkieferkortikalis ein unregelmäßiges Aussehen mit ausgefransten Rändern, die besonders auf der lingualen Seite auffallen“ [Spirito et al., 2024]. Fotos: Copyright © 2024 Francesca Spirito et al.
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