Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 04

ZAHNMEDIZIN | 17 gliedsstaaten zu identifizieren. Die Orientierung am Klassenbesten („Best Practice-Modell“) soll durch einen transparenten und öffentlichen Vergleich zu einer Konvergenz der Gesundheitspolitiken beitragen. Das Leitbild der „offenen Methode der Koordinierung“ ist keineswegs neu, sondern war bereits in den 1990er-Jahren von der EU formuliert worden. Allen Beteiligten war seither klar, dass dieses Best-Practice-Modell ohne solide Datengrundlagen nicht realisierbar ist. Lange blieb es jedoch bei Lippenbekenntnissen. Jetzt, drei Jahrzehnte später, soll der Europäische Gesundheitsdatenraum kommen und frühere Versäumnisse vergessen lassen. Wo kommen die Daten her? Wie es um die Vergleichbarkeit von Gesundheitsindikatoren der EU-Mitgliedsstaaten aktuell bestellt ist, verdeutlicht eine empirische Studie, die das Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) in Forschungskooperation mit Expertinnen der Technischen Universität Berlin für den Bereich der zahnmedizinischen Versorgung durchgeführt hat. Der detaillierte Ländervergleich wurde kürzlich in dem wissenschaftlichen Journal „Health Policy“ publiziert [Henschke et al., 2023], ausführliche Ergebnisse wurden zudem in deutscher Sprache im Onlinejournal des IDZ veröffentlicht [Klingenberger et al., 2021]. Im Rahmen der Analyse wurde eingangs die Verfügbarkeit von oralepidemiologischen Daten auf europäischer Ebene untersucht. Dazu wurden die verfügbaren nationalen Mundgesundheits-Surveys recherchiert. Der Großteil der oralepidemiologischen Daten, insbesondere solche zur Dentalkaries, sind in der Datenbank der Weltgesundheitsorganisation, „WHO Oral Health – Country/Area Profile Programme" (kurz CAPP), gelistet [https://capp.mau.se/country-areas/]. Auf einem separaten Server an der Universität Niigata in Japan werden zusätzlich Daten zu Erkrankungen des Parodonts gesammelt [https://www5.dent.niigata-u.ac.jp/~prevent/ perio/perio.html]. Ziel von CAPP war und ist die Bereitstellung von Informationen aus den WHO-Mitgliedsstaaten zu Erkrankungen des Mundraums sowie zu nationalen Ressourcen bei der Versorgung von solchen Erkrankungen. Der Großteil der aufgelisteten Surveys folgt den methodischen Empfehlungen der WHO (World Health Organization), womit eine Grundbedingung für die internationale Vergleichbarkeit der Ergebnisse erfüllt wird. Es werden generell aber auch Studien aufgenommen, die methodisch nicht auf WHO-Vorgaben basieren. Anspruch und Wirklichkeit Die Sichtung der verfügbaren Daten war ernüchternd, wie aus Abbildung 1 ersichtlich ist. Der beabsichtigte umfangreiche Vergleich aller EU- und EFTA-Staaten (32 Länder) zm114 Nr. 04, 16.02.2024, (215) Dr. David Klingenberger Stellvertretender Wissenschaftlicher Direktor des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ) D.Klingenberger@idz.institute Abb. 1: Nach Auswertung der Datenbasis blieben fünf EU-Staaten übrig: Belgien, Dänemark, Deutschland, die Niederlande und Spanien, Quelle: IDZ Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EC) und der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA): 32 Länder Oralepidemiologische Daten von Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Senioren: 16 Länder BE, CH, CZ, DE, DK, HU, NL, ES, FL, FR, IT, NO, AU, PO, SV, UK Aktuelle oralepidemiologische Daten gemäß WHO-Standards: 5 Länder BE, DE, DK, ES, NL Länderabkürzungen AU: Österreich, BE: Belgien, BG: Bulgarien, CH: Schweiz, CY: Zypern, CZ: Tschechien, DE: Deutschland, DK: Dänemark, EE: Estland, ES: Spanien, F: Finnland, FR: Frankreich, IT: Italien, GR: Griechenland, HU: Ungarn, HR: Kroatien, IE: Irland, IS: Island: LI, Liechtenstein, LT: Litauen, LU: Luxemburg, LV: Lettland, MT: Malta, NL: Niederlande, NO: Norwegen, PO: Polen, PT: Portugal, RO: Rumänien, SE: Schweden, SL: Slowenien, SK: Slowakei, UK: Vereintes Königreich Ausgeschlossen aufgrund fehlender oder rudimentärer oralepidemiologischer Daten: 16 Länder BG, EE, GR, IE, IS, HR, LI, LV, LT, LU, MT, PT, RO, SE, SI, CY Ausgeschlossen aufgrund 11 Länder AU, CH, CZ, FI, FR, IT, HU, NO, PO, SK, UK I. fehlender Aktualität (keine bevölkerungsrepräsentativen Mundgesundheits-Surveys innerhalb der letzten Dekade), II. abweichender, nicht-standardisierter Messkonzepte III. abweichender Abgrenzung der untersuchten Altersgruppen IV. unvollständiger Daten Lorem ipsum

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