Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 04

GESELLSCHAFT | 23 tion in der Artenzusammensetzung des Mikrobioms durch Ereignisse wie den Ausbruch der Pest erklärt werden. Doch warum hat diese Pandemie das orale Mikrobiom verändert? „Wir wissen, dass Pest-Überlebende ein höheres Einkommen hatten und sich kalorienreichere Lebensmittel leisten konnten“, berichtet Weyrich. „Möglicherweise hat die Pandemie die Ernährung der Menschen verändert, was wiederum die Zusammensetzung des oralen Mikrobioms beeinflusst hat.“ Um herauszufinden, ob eine Ernährungsumstellung mit der Entstehung der Streptococcus-Gruppe und dem Aussterben der MethanobrevibacterGruppe in Verbindung steht, listeten die Forscher die funktionellen Unterschiede beider Gruppen auf, die mit der Ernährung in Zusammenhang stehen könnten, zum Beispiel Funktionen, die mit der Verdauung hoher oder niedriger Ballaststoffe, dem Kohlenhydratstoffwechsel und dem Laktosestoffwechsel assoziiert sind. Die Forscher fanden heraus, dass die Bakterien in der von Streptokokken dominierten Gruppe Merkmale aufwiesen, die deutlich mit einer ballaststoffarmen, kohlenhydratreichen Ernährung sowie dem Verzehr von Milchprodukten zusammenhängen – allesamt charakteristisch für die moderne Ernährung. Im Unterschied dazu fehlten der von Methanobrevibacter dominierten Gruppe Merkmale, die auf einen Milch- und Zuckerkonsum hinweisen. Das Team stellte außerdem fest, dass die Streptokokken-Gruppe mit dem Vorliegen einer Parodontitis in Zusammenhang steht. Die MethanobrevibacterGruppe hingegen wurde mit dem Vorhandensein von Skelettpathologien wie Periostitis und Gelenkpathologien in Verbindung gebracht. „Unsere Forschung legt nahe, dass moderne orale Mikrobiome frühere Ernährungsumstellungen infolge der zweiten Pestpandemie widerspiegeln“, resümiert Weyrich. Die Studie deute darauf hin, „dass das Mikrobiom in der vorindustriellen Zeit vielfältiger war als bisher angenommen, was unser Verständnis für die Entstehung chronischer, nicht übertragbarer Krankheiten in industrialisierten Bevölkerungen verbessert“, bilanzieren die Autoren. ck Die Studie: Gancz, A.S., Farrer, A.G., Nixon, M.P. et al.: Ancient dental calculus reveals oral microbiome shifts associated with lifestyle and disease in Great Britain. Nat Microbiol 8, 2315–2325 (2023). https://doi.org/10.1038/s41564-023-01527-3 Veranstaltende Der Hackathon der Dentalbranche Odon ta thon Wewant you! Wie kann Digitalisierung die aufsuchende Zahnmedizin unterstützen? Mit welchen Lösungen können wir ein effizienteres Zusammenspiel zwischen Praxis und Labor im Hinblick auf zunehmenden Personalmangel erreichen? Welche Zukunftsperspektive eröffnet der digitale dentale Zwilling? Wie lässt sich Versorgung im ländlichen Raum nachhaltig gewährleisten? Welche neuen Wachstumsfelder bietet der zweite Gesundheitsmarkt? Finde gemeinsam mit anderen Expert:innen, Visionär:innen und Pionier:innen Antworten auf die Fragen, die die Branche wirklich bewegen: Melde dich direkt an und gestalte dieZukunft der Zahnmedizin! 26. - 28. April 2024 im Signal Iduna Park in Dortmund odontathon.de

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