Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 04

52 | ZAHNMEDIZIN DER BESONDERE FALL MIT CME Komplikationsmanagement bei einer nichtkonventionellen Kiefergelenkendoprothese Daniel G. E. Thiem, Peer W. Kämmerer Die vollständige Endoprothetik des Kiefergelenks stellt im Vergleich zu Eingriffen an Knie- und Hüftgelenken eine seltene Herausforderung dar. Neben der unterschiedlichen Biomechanik und den engen Indikationsgrenzen limitiert auch das geringe Angebot an Komponenten die Therapieoptionen. Unser Fallbericht beleuchtet die schwerwiegenden Konsequenzen, die aus dem unüberwachten Einsatz nichtkommerzieller und somit validierter Produktkomponenten resultieren können. Im September 2022 suchte eine 57-jährige Patientin wegen Beschwerden im rechten Kiefergelenkbereich mit Schmerzausstrahlung in die Temporalregion und eingeschränkter Mundöffnung die Ambulanz der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie auf. Die Anamnese ergab eine mehrjährige Krankengeschichte mit mehreren Voroperationen aufgrund eines ossifizierten chrondomyxoiden Fibroms im rechten Kiefergelenk. Die vorangegangenen Eingriffeumfassten eine initiale Kondylektomie mit Temporalis-Faszieneinlage und nachfolgender Spacer-Implantation. Dies wurde ergänzt durch eine Osteotomie des aufsteigenden Unterkieferastes mit autologer Knocheninterposition im Jahr 2011. Aufgrund von Schmerzen und anhaltenden Okklusionsstörungen wurde im Jahr 2019 eine individuelle Kiefergelenkendoprothese aus Zirkoniumdioxid implantiert. Bei der computertomografischen Untersuchung, die während der Patientenvorstellung durchgeführt wurde, wurde der totale Ersatz des rechten Kondylus durch die bereits beschriebene Endoprothese festgestellt, jedoch ohne Ersatz der Fossa mandibulae, was einem partiellen Kiefergelenkersatz entsprach. Das in situ befindliche Prothesenwerkstück hatte bereits zu einer nahezu vollständigen Erosion der mittleren Schädelbasis geführt (Abbildung 1). Um eine weitere Dislokation nach intrakraniell zu vermeiden, erfolgte eine Woche nach der Erstvorstellung der Patientin die Entfernung des Endoprothesenwerkstücks (Abbildung 2). Nach einer achtmonatigen Konsolidierungsphase unter Verwendung einer Foto: Universitätsmedizin Mainz zm114 Nr. 04, 16.02.2024, (250)

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=