ZAHNMEDIZIN | 55 tom-made“, also patientenspezifischen Prothesen, die auf der Basis präoperativer 3-D-Bilddaten des Patienten hergestellt werden. Das bekannteste und als erstes von der FDA in den USA zugelassene Stock-Prothesensystem trägt die Bezeichnung „Biomet Microfixation TMJ Replacement System“ und wird durch Zimmer Biomet Holdings, Inc., Indiana, USA (damals Biomet Microfixation, Jacksonville, Florida, USA) vertrieben. Die FDA-Zulassung der ersten und über mehrere Jahre einzigen „custom-made“-Kiefergelenkendoprothese erfolgte durch das Unternehmen TMJ Concepts [Wolford und Mehra, 2017]. Da sich das Indikationsspektrum für den alloplastischen Kiefergelenkersatz bislang auf „end-stage“-Erkrankungen (Wilkes-Stadien V und VI) mit ohnehin meist komplexen anatomischen Grundbedingungen reduzierte, verwundert es nicht, dass die Nachfrage nach patientenspezifischen Implantatsystemen mit situationsadaptiertem Design heute deutlich höher liegt als nach konfektionierten Produkten. Dies spiegelt sich nicht zuletzt in den Empfehlungen der aktuell gültigen S3-Leitlinie zum totalen alloplastischen Kiefergelenkersatz wieder, in der Behandler dem Einsatz von „custommade“-Prothesen – aufgrund fehlender Notwendigkeit zur Modifizierung des Prothesenlagers, geringerer Operationsdauer, individuell adaptierbarer Passform und Variabilität der Fixationsschrauben – bei gegebener Indikation den Vorzug geben sollten [AWMF, 2020]. Die in Deutschland heute verfügbaren Prothesensysteme bestehen alle aus einem Kondylus-Implantat aus Kobalt-Chrom-Molybdän oder einer Titanlegierung, einem Fossa-Implantat mit einer Gelenkfläche aus UHMWPE mit oder ohne Titanbasisplatte und den dazugehörigen Fixierungsschrauben aus einer Titanlegierung [AWMF, 2020]. Die Therapieziele bei der Durchführung des totalen alloplastischen Kiefergelenkersatzes umfassen die Entfernung von erkranktem Gewebe und dessen funktionsfähigen Ersatz, die Okklusionskorrektur und die Verbesserung der Mundöffnung. Zusätzlich zielt die Therapie darauf ab, Gesichtsdeformitäten zu korrigieren, die Kaufunktion und die Nahrungsaufnahme zm114 Nr. 04, 16.02.2024, (253) Abb. 4: Die intraoperative Situation zeigt die Osteotomie im Bereich der Zielposition der Fossa-Komponenten mit Schädelbasisauflage mit eingesetztem Piezo-Instrument zur Implantatbettvorbereitung (A), die Fossa-Komponente mit Schädelbasisauflage bei fehlender Jochbogenabstützung (B), die Situation nach eingebrachter Fossaund-Ramuskomponente (C) sowie das postoperative Ergebnis (D und E). Fotos: Universitätsmedizin Mainz
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