Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 04

ZAHNMEDIZIN | 63 Diese Abwägung nimmt in ihrer Bedeutung mit einer zunehmenden Anzahl von Vektoren mit höherer Risikobewertung zu und ist umso komplexer, je mehr Bereiche der Parodontologie, Prothetik und Funktion mit einem höheren Risiko belastet sind. Bei der Patientin lag das individuelle Risikoprofil im grünen und damit im geringgradigen Bereich. Vorbereitende Maßnahmen, etwa restaurative Maßnahmen, waren nicht erforderlich. Die Druckschmerzpunkte über beiden Kiefergelenken bestanden unverändert (Abbildung 1b, Kreis-Kreuz-Markierung oben rechts). Sonstige Auffälligkeiten konnten nicht festgestellt werden. Vielmehr bestand nun eine auf 52 mm erhöhte maximale SKD. Ober- und Unterkiefer waren vollständig natürlich bezahnt. Der Okklusionsbefund war mit 40μm-Folie außer im Frontzahnbereich vollständig gegeben (Abbildung 1b, Strichmarkierungen oben rechts). Der Overbite betrug 2 mm, der Overjet 4 mm. Sowohl anamnestisch als auch klinisch bestanden keine Hinweise auf Bruxismus. Damit lag – abgesehen von der von 42 mm auf 52 mm erhöhten maximalen SKD – insgesamt ein unveränderter Befund gegenüber 2012 vor. Die Patientin wurde auf die seltenen, aber typischen Risiken der UPS-Therapie – Zahnstellungs- und Okklusionsveränderungen, Beschwerden im Bereich der Muskulatur und der Kiefergelenke mit und ohne Limitationen und Spannungsgefühle an den Zähnen beziehungsweise Zahnreihen – aufgeklärt und willigte in die UPSTherapie ein. Auswahl der Bissgabeln „Zur Bestimmung einer reproduzierbaren, schmerz- und spannungsfreien Kieferrelation für die Startposition einer UPS sollen Hilfsmittel verwendet werden, die eine Justierung der Kiefer in allen drei Achsen in liegender Position gestatten“ [Bernhardt et al., 2022]. Als Hilfsmittel werden standardmäßig Bissgabeln (Bite forcs, Gauges) eingesetzt [Fransson et al., 2003; Ippolito et al., 2020]. Gegenüber der Axiografie haben sie den Vorteil, dass die dreidimensionale Justierung der Startprotrusionsposition (SPP) unter funktionellen und neuromuskulären Bedingungen reproduzierbar durchgeführt werden kann. Im vorliegenden Fall kam die temporär am Oberkiefer arbeitsstabil fixierbare, MDR-konforme (Unique Device Identification, UDI 4260731570017T) 3-DBissgabel JS-Gauge® (JS) (Abbildung 2) zur Anwendung [Schlieper, 2022]. Diese eignet sich universell für alle Kieferformen und Größen und kann wiederaufbereitet und wiederverwendet werden. Sie besteht aus einem Bisslöffel, gelb markiert, einem vertikalen Stift, violett markiert, und einem horizontalen Stift, blau markiert, sowie zwei Feststellschrauben, grau markiert. Der vertikale und der horizontale Stift lassen zm114 Nr. 04, 16.02.2024, (261) Abb. 1b: Oberer Teil des Befunddokumentationsbogens mit dem Vektordiagramm Risikoprofil (links) und den Okklusionsund Funktionsbefunden Abb. 1: Befunddokumentationsbogen (BD): Hier werden die Befunde, Verlaufskontrollen und Messergebnisse eingetragen. Foto: Schlieper

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