Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 04

ZAHNMEDIZIN | 65 Entscheidung über die Bauart der UPS getroffenwerden. Grundsätzlich ist bei der Justierung zu beachten, dass mit zunehmender Protrusion die Wirkung zu- und die Adhärenz abnimmt und bei gleichzeitig zunehmender Bisssperrung die Wirkung und die Adhärenz abnehmen [Mayoral et al., 2019; Lee et al., 2018; Sanz et al., 2021]. Anwendung sollen deshalb nur zahntechnisch individuell angefertigte, zweiteilige, bimaxillär verankerte UPS finden, die eine individuell reproduzierbare Adjustierung und die Möglichkeit einer individuellen Nachjustierung mindestens in Millimeterschritten ermöglichen [Bernhardt et al., 2023; GBA, 2021]. Der Tragekomfort –als größter Vorteil der UPS gegenüber der Positivdrucktherapie (PAP) und als wichtigste Voraussetzung für die Adhärenz – ist maßgeblich von Bedeutung, so dass auf eine Justierung der SPP in der Komfortzone des Patienten zu achten ist. Justierung und Registrierung der SPP Im vorliegenden Fall fiel die Entscheidung für die patentierte, MDRkonforme (UDI 426073157F-UPS3C), thermoelastische und im CAD/CAMVerfahren digital herzustellende F-UPS® (F) (Abbildung 4) [Schlieper, 2023]. Sie ermöglicht im Vergleich zu anderen UPS-Bauarten eine individuelle Abstimmung der Unterkieferöffnungs- und Schließbewegung auf den Funktionsbefund der Patientin. Dafür gleiten an der Unterkieferschienenbasis angebrachte flossenförmige Elemente über seitliche Führungsflächen an der Oberkieferschiene. Durch diese Funktionsadaptation kann dem Einfluss kraniofazialer Morphologien und Phänotypen auf den Bewegungsbereich des Unterkiefers [Sanz, 2021] in besonderem Maß patientenindividuell entsprochen werden. Zudem hemmt diese Steuerung die während des Schlafes normalerweise auftretende Unterkieferöffnung imBereich bis SKD 15 mm [Miyamoto et al., 1999] und verhindert dabei eine Reduzierung der Protrusion. Frontale Gummizüge oder andere kieferöffnungsbegrenzende Elemente sind ausnahmslos nicht erforderlich. Die Justierung der Protrusion (Abbildung 5) und der Bisssperrung (Abbildung 6) folgt einem standardisierten Protokoll in liegender Behandlungsposition [Schlieper, 2023]. Die Justierung der SPP ist nach habitueller Einstellung der Mittellinie (siehe oben) dann abgeschlossen, wenn binnen fünf bis zehn Minuten in dieser Position keine pathologischen Funktionsbefunde auftreten und kein Dyskomfort vorliegt. Nach Durchlaufen dieses standardisierten Protokolls konnte die Justierung der SPP der Patientin mit einer Protrusion von 5 mm, einer minimalen Bisssperrung von 2 mm, die eine SKD von 3 mm bewirkte, und einer Mittellinienposition des Unterkiefers abgeschlossen werden. Es folgte zunächst die lagestabile Verschlüsselung dieser SPP mit „Futar® D fast“ zwischen den ersten Frontzähnen mit Abwarten der Aushärtung (Abbildung 7a). Erst danach wurde zwischen den distal gelegenen Zahnreihen ebenfalls verschlüsselt (Abbildung 7b). Alternativ ist auch die seitliche Registrierung mit dem Intraoralscanner nach frontaler Verschlüsselung mit Futar D möglich. zm114 Nr. 04, 16.02.2024, (263) Fotos: Jörg Schlieper Abb. 5: Justierung der Protrusion (distale rote Markierungen) der SPP bei 5 mm aus der maximalen Retrusion heraus gemessen Abb. 6: Justierung der Bisssperrung mit 2 mm interokklusaler Distanz: Diese erfolgt interokklusal mithilfe eines 0,5 mm dicken Lineals als Schablone. Die danach auftretende SKD ist aufgrund patientenindividueller Zahnstellung und Spee-Kurve variabel und beträgt hier 3,0 mm (Abstand zwischen den beiden blauen Strichmarkierungen). Erst danach wird die Transversalposition der SPP solange durch Öffnungs- und Schließbewegungen habituell justiert, bis diese dreimal reproduziert werden können. Abb. 7: Situation in SPP: A: in frontaler Verschlüsselung mit Futar® D, B:Nach Aushärtung der frontalen Verschlüsselung erfolgen die seitlichen Verschlüsselungen weit distal oder (hier nicht dargestellt) die digitale Registrierung mit dem Intraoralscanner. Die beiden seitlichen Registrate und das Frontregistrat werden mit den Werten für die maximale Protrusion, die Protrusion der SPP und der maximalen SKD an das herstellende Labor übermittelt. A B

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