Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 05

20 | ZAHNMEDIZIN da die Schwellung der Kieferhöhlenschleimhaut das Auffinden stark erschweren kann und das Risiko einer Infektion erhöht wird [Kauffmannund Kämmerer, 2023]. In der Literatur werden verschiedene Ansätze zur Entfernung eines Fremdkörpers aus der Kieferhöhle beschrieben. Bei allen wird eine prä- und postoperative Behandlung mit Antibiotika, Mukolytika und Kortikosteroiden empfohlen, um Sinuspathologien wie Veränderungen der mukoziliären Funktion und als direkte Komplikation eine akute oder rezidivierende Sinusitis zu verhindern [Procacci et al., 2016; Cascio et al., 2020]. Ein in die Kieferhöhle verlagertes Implantat kann mit intraoralen und intranasalen Methoden entfernt werden: Extraktion durch die intraorale Fistel, direkter Zugang durch Öffnung eines seitlichen Fensters in die Kieferhöhle oder ein transnasaler oder transoraler endoskopischer Eingriff [Laureti et al., 2017; Chang et al., 2021]. Der intraorale Zugang erleichtert die Fremdkörperentfernung und verschließt die oroantrale Fistel. Er bietet jedoch keine wirksame Behandlung des eventuell obstruierten Sinusostiums und der begleitenden Sinusitis. Die endoskopische Kieferhöhlenchirurgie gilt als effektive und minimalinvasive Methode zur Implantatentfernung. Sie ermöglicht eine klare Visualisierung des Operationsfeldes bei minimaler Morbidität und schnellerer Genesung des Patienten [Griffa, et al., 2010]. Implantate, die sich in den vorderen und unteren Teilen der Kieferhöhle befinden, können aber zu erheblichen Schwierigkeiten bei der endoskopischen Bergung führen, dort ist die breite Eröffnung der Kieferhöhlenvorderwand eine sinnvolle Alternative, bei der auch der oroantrale Fistelverschluss behoben werden kann [Chang et al., 2021]. Nogami et al. empfehlen zur Entfernung eines dislozierten Implantats aus der Kieferhöhle, und zur Behandlung damit verbundener infektiöser Komplikationen, die Kombination aus endoskopisch unterstützten und Knochenrepositionierenden Techniken: ein intraoraler Zugang mit Schaffungeines Fensters in der anterior-lateralen Wand der Kieferhöhle und ein transnasaler Zugang für die funktionelle endoskopische Kieferhöhlenchirurgie. Die minimal-invasive endoskopische Chirurgie kann Komplikationen wie Nervenschädigungen und sichtbare Narben nach breiten Hautschnitten minimieren. Bei der subperiostalen Dissektion können Äste des Nervus infraorbitalis verletzt werden, was zu einer Anästhesie der Gingiva-Bukkal-Schleimhaut und der Zähne führen kann. Bei der Behandlung odontogener Läsionen oder der Entfernung von Zähnen, Implantaten oder Fremdkörpern stößt die endoskopische Chirurgie an ihre Grenzen, kann aber unterstützend zum Erfolg der Bergung eines dislozierten Implantats beitragen [Nogami et al., 2016]. Im vorliegenden Fall führte die Kombination aus präoperativer röntgenologischer Diagnostik zur Implantatlokalisation und anschließender operativer Intervention, bestehend aus Knochenfensterung und endoskopisch unterstützter Lokalisation des Implantats zur erfolgreichen Bergung. Zusammenfassung Die Implantatinsertion im Oberkiefer birgt aufgrund spezifischer anatomischer Gegebenheiten besondere Herausforderungen, die sich von Unterkieferimplantaten unterscheiden. Faktoren wie geringere Knochendichte, Alveolarkammhöhe und das Implantieren entgegen der Schwerkraft müssen sorgfältig berücksichtigt werden. Maxilläre Zahnimplantate sind häufig mit verschiedenen Komplikationen verbunden, darunter akute oder chronische Sinusitis, Penetration der Kieferhöhle durch das Implantat, oroantrale Fistelbildung oder Infektionen. Die Dislokation eines Implantats in die Kieferhöhle ist eine seltene, aber ernste Komplikation. Um Komplikationen bei geplanten Zahnimplantationen zu vermeiden, ist eine gründliche Planung unerlässlich. Besonders bei maxillären Implantationen ist eine detaillierte Anamnese mit genauer Beurteilung der Anatomie des Oberkiefers und der Kieferhöhle von großer Bedeutung. Eine optimale radiologische Bildgebung trägt ebenfalls maßgeblich zur sicheren Durchführung bei. Im Fall eines dislozierten Implantats in die Kieferhöhle ist eine schnelle Bergung entscheidend, um Komplikationen wie Sinusitis, oroantrale Kommunikation und/oder Infektionen zu verhindern. Die Entfernung und Bergung können endoskopisch gestützt über einen minimalinvasiven Zugang von enoral, transnasal oder aus beiden Richtungen erfolgen, wie von Chiapasco et al. und Manor et al. [Chiapasco et al., 2009; Manor et al., 2018] beschrieben. Die Kenntnis und Anwendung dieser Verfahren können dazu beitragen, die Risiken zu minimieren und den Erfolg der Implantation zu gewährleisten. n zm114 Nr. 05, 01.03.2024, (310) Janna L. Brodersen Klinik und Poliklinik für Mund-, Kieferund Gesichtschirurgie – Plastische Operationen, Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: privat Univ.-Prof. Dr. Dr. Peer W. Kämmerer, MA, FEBOMFS Leitender Oberarzt/ Stellvertr. Klinikdirektor Klinik und Poliklinik für Mund-, Kieferund Gesichtschirurgie – Plastische Operationen, Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: Kämmerer CME AUF ZM-ONLINE Verschwundenes Implantat im Oberkiefer Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie zwei CME-Punkte der BZÄK/DGZMK.

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