zm114 Nr. 05, 01.03.2024, (314) 24 | ZAHNMEDIZIN MKG-CHIRURGIE Infizierter Weisheitszahn im hochgradig atrophierten Unterkiefer Thomas Neisius Im Fall komplexer fortgeschrittener Destruktionen von Hart- und Weichgeweben müssen Interventionen in ihrem Nutzen-Risiko-Verhältnis sorgfältig gegen mögliche Alternativen oder auch Nichtbehandeln abgewogen werden. Dabei spielt die Zusammenarbeit von überweisenden Hauszahnärzten und chirurgischen Spezialisten eine wichtige Rolle, wie dieser Fall zeigt. Eine 65-jährige Frau wird mit Beschwerden im Kieferwinkel von der behandelnden Zahnärztin zugewiesen. Sie leidet an einer idiopathischen Fazialisparese sowie unter Druckstellen einer frei beweglichen Totalprothese im Unterkiefer. Im Oberkiefer trägt sie eine implantatgestützte, steggetragene Deckprothese. In der klinischen Untersuchung imponiert extraoral rechtsseitig ein muskulärer Tonusverlust mit Bell‘schem Phänomen sowie intraoral ein hochstehender Mundboden der Gl. sublingualis hinter einem palpatorisch breit wirkenden anterioren Alveolarfortsatz. Im rechten Kieferwinkel findet sich lingual eine suppurierende Fistel (Abbildung 3). In der Panoramaschichtaufnahme sind beidseits in den aufsteigenden Ästen des Unterkiefers verlagerte Zähne 39, 38, 48 und 49 zu erkennen (Abbildung 1). Der anteriore Alveolarfortsatz erscheint in der zweidimensionalen Projektion ausreichend hoch zu sein. Zum Ausschluss einer Kieferwinkelfraktur bei verlagertem, doppelt angelegtem und infiziertem Weisheitszahn sowie zur Planung der späteren Rekonstruktion wird ein DVT angefertigt (Mesantis Berlin), das eine dehiszente knöcherne Abgrenzung zum pericoronalen Raum 48–49 im Kieferwinkel rechts mit kariösem Zahn 48 und Konkrement zeigt (Abbildung 4). Abb. 1: OPG bei Erstvorstellung Foto: Thomas Neisius
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