32 | POLITIK ZAHNÄRZTEMANGEL UND VERSORGUNGSLÜCKEN IM OSTEN Die Versorgungslage spitzt sich zu Zahnärztemangel, zu wenig beruflicher Nachwuchs und immer mehr Patienten ohne Zahnarzt – die Zahnärzte in den neuen Bundesländern warnen vor Versorgungsengpässen und fehlenden Behandlungskapazitäten. Zwar haben die KZVen dort bereits zahlreiche Initiativen angestoßen, doch klar ist: Jetzt ist die Politik gefordert. Bis 2030 werden für über 500.000 Menschen in SachsenAnhalt die Kapazitäten für die zahnärztliche Behandlung, weil die Praxen sterben und der Nachwuchs fehlt. Mit dieser Warnung kam die KZV Sachsen-Anhalt Anfang Februar sogar in die Tagesschau. Die Landesregierung habe das Problem zu lange ignoriert. In ihrem Versorgungsatlas von Dezember 2023 hat die KZV die Entwicklung der zahnärztlichen Versorgung bis 2030 ausführlich analysiert. Danach gehen in den nächsten sieben Jahren weitere 600 Zahnärztinnen und Zahnärzte in den Ruhestand. Mehr als die Hälfte ist 55 Jahre oder älter, bei den Praxisbetreibern sogar fast 60 Prozent. Über ein Drittel der Zahnärzteschaft hat bereits das 60. Lebensjahr überschritten und jeder achte Praxisinhaber ist älter als 65. Darüber hinaus fehlt der Nachwuchs: Laut Statistik der KZV finden nur vier von zehn Praxen eine Nachfolge. Die KZV schätzt, dass bis 2030 die Behandlungskapazitäten für circa 518.000 SachsenAnhalterinnen und Sachsen-Anhalter fehlen. In Sachsen-Anhalt können sie sich keine Zahnärztinnen und Zahnärzte backen Für KZV-Chef Dr. Jochen Schmidt ist jetzt die Landesregierung am Zug. Sie müsse die Ausbildung und Fachkräftesicherung in der zahnärztlichen Versorgung sichern. Er weist darauf hin, dass die stetig sinkende Zahl von Zahnärztinnen und Zahnärzten im Land zu einer Verschlechterung der Versorgung in Sachsen-Anhalt geführt habe. Immer mehr Patienten beklagten schon heute längere Wartezeiten und Anfahrtswege. Und immer mehr Menschen seien auf der Suche nach einem Zahnarzt. „Seit Jahren warnen wir vor einem drohenden Zahnarztmangel in Sachsen-Anhalt“, berichtet Schmidt den zm. „Es wurden zahlreiche Gespräche geführt, Berichte erstellt, Korrespondenzen verfasst, Pressemitteilungen veröffentlicht und sogar eine groß angelegte Protestaktion vor dem Landtag organisiert. Lange kämpften wir gegen Windmühlen. Schließlich können wir uns keine Zahnärztinnen und Zahnärzte ‚backen‘.“ Doch nun scheint sich etwas zu bewegen. Schmidt: "Die Landesregierung hat mittlerweile Bereitschaft signalisiert, Maßnahmen zu prüfen und diese zügig umzusetzen. Nun hoffen wir auf einen ersten Schritt hinsichtlich unserer Forderung nach Einführung einer Landzahnarztquote. Darüber hinaus wird in der Staatskanzlei auch über landeseigene Stipendien für zahnärztlichen Nachwuchs beraten.“ Selbst in Erfurt gibt es keine ausreichende zahnärztliche Versorgung mehr In Thüringen sieht es ähnlich aus: „Mindestens 100.000 Patienten pro Jahr suchen in Thüringen eine Zahnarztpraxis“, hatte die KZV Thüringen kürzlich gemeldet. Nach ihrer Schätzung sind schon heute viele Patienten ohne zahnzm114 Nr. 05, 01.03.2024, (322)
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