36 | POLITIK den. Rund 50 Prozent der aus Altersgründen geschlossenen Praxen können nicht nachbesetzt werden. Neben demografischen Folgen wirken sich nach Angaben der KZV dabei auch eine überbordende Bürokratie und die Sparpolitik des Bundes negativ aus. „Dies gefährdet die wirtschaftliche Basis bestehender Praxen und erschwert Übernahmen oder neue Niederlassungen,“ betont der KZVVorsitzende Dr. Eberhard Steglich gegenüber den zm. „Unser Berufsstand braucht Planungssicherheit und keine destruktiven Rahmenbedingungen.“ Seit letztem Jahr fördert die KZV mit ihrem Strukturfonds die Übernahme oder Neugründung einer Praxis in ländlichen und strukturschwachen Gebieten mit bis zu 100.000 Euro. Die finanziellen Mittel werden zu gleichen Teilen von der KZV und den gesetzlichen Krankenkassen bereitgestellt. Außerdem berät die KZV mit ihren „Praxislotsen“ kostenlos alle Zahnärzte, die sich niederlassen, eine Praxis übernehmen oder abgeben wollen. Auch die Kommunalverwaltungen bieten Stipendien zur Niederlassung nach dem Studium. Auch in Mecklenburg-Vorpommern werden Zahnärzte knapp Auch die KZV Mecklenburg-Vorpommern werden die Zahnärzte knapp. In den nächsten fünf bis zehn Jahren werden jährlich etwa 60 von ihnen in den Ruhestand gehen. Nachwuchs sei insbesondere im ländlichen Raum sei nicht in Sicht, wie aus der Versorgungsstatistik der KZV hervorgeht. Bereits 2023 konnten 33 von 62 Praxen keinen Nachfolger finden. Noch liege der Versorgungsgrad landesweit bei 96,7 Prozent. Erst bei unter 50 Prozent liegt eine Unterversorgung vor. Damit rechnet die KZV aber 2030 in Nordvorpommern (45,4 Prozent) sowie Nordwestmecklenburg (48,3 Prozent). Im Nordwesten spitze sich die Lage weiter zu, denn dort fehlten mehr als 69 Zahnärzte für die Versorgung, doch gebe es nur 47. Gerade auf dem Land zeichne sich ein Praxissterben ab, warnten KZV und die Landeszahnärztekammer Anfang Februar in einem Brief an den Parlamentarischer Staatssekretär für Vorpommern und das östliche Mecklenburg, Heiko Miraß. Auch eine immer älter werdende Bevölkerung führe zu einem erhöhten Bedarf an zahnärztlicher Versorgung, insbesondere im Bereich der Prophylaxe, Zahnersatz und Implantologie. „Einem wachsenden Bedarf an zahnärztlicher Versorgung steht eine sinkende Verfügbarkeit gegenüber!“, heißt es in dem Schreiben. Die beiden zahnärztlichen Standesvertretungen fordern daher von der Politik eine Entbudgetierung zahnärztlicher Leistungen, die Niederlassungsförderung durch das Land Mecklenburg-Vorpommern, Bürokratieabbau, eine Landzahnarztquote und mehr Studienplätze. zm114 Nr. 05, 01.03.2024, (326) BRANDENBURG: „WIR VERLIEREN ZEIT, DIE WIR NICHT HABEN“ Die KZVLB habe gemeinsam mit ihren Partnern bereits die Initiative zur Nachwuchsförderung ergriffen, erklärte Dr. Eberhard Steglich, Vorstandsvorsitzender der KZVLB, gegenüber den zm. „Doch ohne die aktive Unterstützung der Landesregierung können wir die besorgniserregende Entwicklung nicht stoppen“, sagt Steglich. „Die dringend benötigten Impulse vom Land lassen leider auf sich warten! Warum wird beispielsweise das Brandenburger Landärzteprogramm nicht auf die Zahnärzteschaft erweitert, wie wir bereits seit Jahren fordern? Warum gibt es im Land Brandenburg noch immer keine öffentliche zahnmedizinische Fakultät?“ Der neue zahnmedizinische Studiengang der privaten Medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB) sei zwar zu begrüßen, Impulse für die regionale Nachwuchsbindung könnten hier aber erst mittelfristig greifen. „Wir verlieren Zeit, die wir nicht haben. Das gefährdet die Substanz des Berufsstandes und damit die Gesundheitsversorgung unserer Bevölkerung. Die komplexen Herausforderungen fordern die Kräftebündelung auf allen Ebenen.“ „DIE POLITIK MUSS JETZT HANDELN“ Die aktuelle Gesundheitspolitik erschwert es der zahnmedizinischen Selbstverwaltung zunehmend, die Versorgung präventionsorientiert auszugestalten und sie bundesweit flächendeckend sicherzustellen. Strikte Budgetierung, überbordende Bürokratie, Sanktionsbewehrung und Fachkräftemangel sind wesentliche Faktoren, die – vor allem in strukturschwachen Gebieten – vermehrt zu vorzeitigen Praxisaufgaben führen und junge engagierte Zahnärztinnen und Zahnärzte vor der Niederlassung zurückschrecken lassen – mit fatalen Folgen für die Patientenversorgung. Daher lautet unsere klare Forderung an die Politik, die bewährten Eckpfeiler des deutschen Gesundheitssystems – nämlich Freiberuflichkeit, Selbstverwaltung und vor allem die bewährten inhabergeführten Praxisstrukturen – zur Sicherstellung der wohnortnahen, flächendeckenden Versorgung nicht länger auszuhöhlen. Die Politik, allen voran Minister Lauterbach und die Ampelfraktionen, muss jetzt handeln und adäquate Rahmenbedingungen schaffen. Bloße Ankündigungen lösen die bereits regional vorhandenen und teils massiven Versorgungsprobleme nicht. Statement Martin Hendges, Vorsitzender des Vorstands der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) Foto: Jan Knoff
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