Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 05

zm114 Nr. 05, 01.03.2024, (330) 40 | PRAXIS „DAS DU ENTSPRINGT GEGENSEITIGEM VERTRAUEN“ Das Duzen vieler Patienten in unserer Praxis ist weder Programm noch Strategie oder gar Philosophie. Vielmehr entspringt es unserer persönlichen und gleichermaßen respektvollen Art im Team, sowie im Umgang mit den Patienten. Die daraus erwachsene freundschaftliche Atmosphäre schafft in den meisten Fällen eine Ebene gegenseitigen Vertrauens, die das Duzen geradezu herausfordert. Gegenüber offiziellen Stellen bleibt es natürlich bei der förmlichen Ansprache, um die Seriosität des Adressaten zu gewährleisten. Dr. Marcell Hadnagy, Zahnarzt aus Köln „DAS SIE ERMÖGLICHT PROFESSIONELLE DISTANZ!“ Ich bin für das Siezen in der Praxis. Gerade in schwierigen Situationen mit Patienten hilft mir das „Sie“ eine professionelle Distanz aufzubauen. Flache Hierarchien und einen wertschätzenden Umgang lebe und erlebe ich in der Praxis auch mit dem„Sie“. Corinna Kaiser, Praxismanagerin bei KFO-Walddörfer in Hamburg „DAS SIE DRÜCKT RESPEKT AUS“ Für mich ist das „Sie“ im Praxisalltag immer noch Ausdruck von gegenseitigem Respekt und einem wertschätzenden Miteinander. Dr. Jessica Ottogreen, Fachzahnärztin für Kieferorthopädie, KFO-Walddörfer in Hamburg „ICH BIN EIN DUZ-MENSCH“ Bei uns duzen wir uns innerhalb des gesamten Teams, vom Azubi bis zur Praxisführung. In Bayern ist das, gerade in den ländlichen Regionen, im gesellschaftlichen Kontakt keine Seltenheit. Auf dem Berg grüßen sich Wandersleut auch per Du. Patienten kommen aus den Winkeln um Garmisch zu mir und sagen dann zum Beispiel: „Du, ich hab´ da Dies oder Jenes. Hilf mir mal!“ Ich mag das, kenne meine Wurzeln. Mein Vater war Zimmermann, immer per Du. Ich bin einfach ein DuzMensch. Zugegeben: Es gibt einige wenige Patienten, bei denen ich beim Sie bleibe. Das sagt mir schlicht meine Menschenkenntnis / mein Bauchgefühl. Bei der Übernahme meiner ersten Praxis erinnere ich mich noch, dass ein Teil der Mitarbeiterinnen beim Du war, der andere beim Sie. Das fand ich merkwürdig und wegen der Unterscheidung auf eine Art auch respektlos. Also bin ich auf alle zu und habe gefragt: „Wollen wir uns nicht einfach alle duzen?“ Viele waren offen dafür oder einfach leidenschaftslos. Seitdem gibt's das Du in unseren zwei Praxen. Außerdem kommen die meisten unserer Bewerber über Social Media. Dort ist man eh per Du. Das dann im Gespräch aufs Sie zurückzulenken finden wir komisch. Während meiner beruflichen Laufbahn habe ich vieles erlebt: Alle beim Sie, alle beim Du, nur die Chefin wird mit Sie angesprochen, duzt aber zurück., der Chef duzt bis zum 18. Geburtstag oder ab dem Ende der Probezeit und schwenkt dann ad hoc um, solche Geschichten – und dachte dann: Das soll bei uns bitte einheitlich sein. Dr. Petra Volz, Zahnärztin und Inhaberin der Fotznspanglerei in Garmisch und Partenkirchen „WIR DUZEN, FRAGEN ABER VORHER“ Dass wir in der Praxis duzen, geht auf die beiden Vorgänger zurück. Die haben das während ihrer Tätigkeit etabliert, es passte zu den Persönlichkeiten und war damit authentisch. Gleiches gilt aber auch für das Kreuzberger Setting der Praxis. Hier ist das Du geläufiger als das Sie. Insgesamt nehme ich wahr, dass der Umgang selbst im beruflichen Kontext immer entspannter geworden ist und sich ähnlich wie in den USA längst gängig in Richtung Duzen entwickelt. Wenn man als Ärztin regelmäßig mit Patienten Kontakt hat, dann bildet sich ein Vertrauensverhältnis und das Du liegt einfach nah. Bei der Arbeit und im Umgang mit Kindern ist das Duzen sehr hilfreich, und auch bei den Eltern kommt es unseren Erfahrungen nach gut an. Wir fragen allerdings vorher, ob es in Ordnung ist zu duzen. Beim Empfang erklären meine Mitarbeiterinnen, dass wir grundsätzlich duzen, und auch ich spreche das noch einmal beim ersten Kennenlernen an. Die meisten Familien sind fein damit. Von 20 möchte es vielleicht eine Familie nicht. Dann bleiben wir beim Sie, dafür fragen wir ja. Dr. Siri Roßberg, Fachärztin für Kinderund Jugendmedizin mit Schwerpunkt Allergologie und Kinderpneumologie aus Berlin-Kreuzberg Foto: Dr. Marcell Hagnagy Foto: Annette Wiechmann_ Praxis_KFO-Walddörfer Foto: Petra Volz Foto: Dr. med. Siri Roßberg Foto: Annette Wiechmann_Praxis_KFO-Walddörfer So machen es die Kolleginnen und Kollegen

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