Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 05

GESELLSCHAFT | 45 mit war sie gezwungen, ihr Studienziel aufzugeben. Sie kehrte zu ihrer Familie zurück, die in der Zwischenzeit nach Berlin gezogen war [GDW Terwiel, 2023, Hennig, 2020]. Himpel erging es zunächst besser: Er konnte 1933 die zahnärztliche Approbation entgegennehmen [Köhn, 1994]. Anders als verschiedentlich angegeben erlangte er jedoch keine Doktorwürde. Nach Beendigung seines Studiums zog Himpel ebenfalls nach Berlin. Dort wechselte er mehrmals seine Adresse. Zunächst lebte er alleine im Borsigwalder Weg 4 [DZB, 1935]. Es ist anzunehmen, dass er zu dieser Zeit in einer bestehenden Zahnarztpraxis als Assistent tätig war – jedenfalls führte er zu diesem Zeitpunkt noch keine eigene Praxis. Erst um 1937 machte sich Himpel in Berlin als Zahnarzt selbstständig [Kirchhoff/Heidel, 2016]. Im „Deutschen Zahnärzte-Buch“ des Jahres 1938 ist er mit der Xantener Straße in BerlinWilmersdorf angegeben [DZB, 1938]. 1941 ist dann als Wohnsitz die Lietzenburger Straße in Berlin-Charlottenburg vermerkt [DZB, 1941]. Zu seinen Patienten zählte auch Heinz Rühmann Himpel war ein äußerst erfolgreicher, fachlich angesehener Zahnarzt. Zu seinen Patienten zählten Mitglieder des diplomatischen Korps, Schauspieler und Künstler, darunter prominente Persönlichkeiten wie etwa Heinz Rühmann (1902–1994) [Bezirksamt, 2012; Schwarz, 2022]. Um 1939 kam Himpel über den Journalisten und Patienten John Graudenz (1884–1942) in Kontakt mit der „Roten Kapelle“, einem illegalen Netzwerk von politischen Widerstandskämpfern [GDW Himpel, 2023; Hennig, 1999; Roloff, 2002, Tuchel, 1993, Tuchel, 1994]. Führende Mitglieder der „Kapelle“ waren Arvid Harnack (1901–1942), Nationalökonom und zeitweilig Oberregierungsrat im Reichswirtschaftsministerium, und Harro Schulze-Boysen (1909–1942), Oberleutnant der Luftwaffe im Reichsluftfahrtministerium. Entgegen der Behauptung der Gestapo wurde die „Rote Kapelle“ nicht von Kommunisten gelenkt. Ebenso wenig handelte es sich um eine einheitliche Organisation, sondern vielmehr um ein eher loses Netz von Personen(gruppen) aus unterschiedlichen Regionen – allerdings mit einem Schwerpunkt in Berlin. Nun wurde auch Himpel ein Teil der Bewegung. Zu den Schwerpunkten der Kapelle gehörte die Aufklärung über das NS-Regime und dessen Kriegsführung im 1939 begonnenen Zweiten Weltkrieg mittels Flugschriften; besagte Flugblätter wurden illegal gedruckt und vertrieben. Des Weiteren wurden die Verbrechen des NS-Regimes dokumentiert und öffentlich gemacht. Auch das Sammeln und die Weitergabe wichtiger wirtschaftlicher und militärischer Informationen an die Alliierten gehörten zu den Zielen der „Roten Kapelle“. Außerdem leisteten ihre Vertreter verfolgten Juden und in Schwierigkeiten geratenen Oppositionellen Hilfestellung. Himpel und Terwiel spielten alsbald eine aktive Rolle in diesem Netzwerk [Tuchel, 1993; Tuchel, 1994]. Sie hatten sich 1940 verlobt. Da Terwiel nach Lesart des NS-Regimes keine „Arierin“ war, zm114 Nr. 05, 01.03.2024, (335) Maria Terwiel Foto: GDW/PB Dr. Ursula Terwiel, Berlin ZU UNSERER REIHE ZAHNÄRZTE ALS WIDERSTANDSKÄMPFER UND „STAATSFEINDE“ IM DRITTEN REICH 1. zm 17/2023: Ulrich Boelsen 2. zm 19/2023: Hermann Ley 3. zm 21/2023: Paul Rentsch 4. zm 23–24/2023: Helmuth Ellbrechter 5. zm 1-2/2024: Emanuel Berghoff 6. zm 3/2024: Rudi Glass 7. zm 5/2024: Helmut Himpel 8. zm 7/2024: Walter Rank 9. zm 9/2024: Ewald Fabian 10. zm 11 / 2024: Streitfälle (Otto Berger & Karl Eisenreich)

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