Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 05

zm114 Nr. 05, 01.03.2024, (364) 74 | ZAHNMEDIZIN heute ein schöner Zahnarztbesuch“ abstrahieren, sondern nehmen Aussagen wörtlich. Daher empfiehlt es sich, sehr achtsam bei den eigenen Formulierungen zu sein. Prüfen Sie selbst den Unterschied: „Heute schauen wir uns ERST EINMAL deine Zähne an!“ versus „Heute schauen wir uns NUR deine Zähne an!“ Allein das kann schon den Unterschied machen, ob eine Behandlung stattfindet, erfolgreich ist, zumindest Teilschritte geschafft werden oder nicht. Und noch ein Beispiel, das mit der strukturierten Zeit verknüpft ist, prüfen Sie selbst den Unterschied: „Ich zähle noch bis fünf und dann gibt es eine PAUSE!“ versus „Ich zähle noch bis fünf und dann bin ich FERTIG“. Die erste Formulierung ermöglicht es, die Behandlung fortzusetzen, die zweite streng genommen nicht. Mit Kinderhypnose behandeln Die Deutsche Gesellschaft für Zahnärztliche Hypnose e.V. (DGZH) beschreibt Hypnose als einen Weg beziehungsweise ein Mittel, mit dem ein anderer Bewusstseinszustand herbeigeführt werden kann. Die dadurch induzierte Trance (leichte, mittlere, tiefe Trance) ist auch abhängig von dem Patienten selbst, seinem Vertrauen zum Behandler und auch den Vorerfahrungen. Patienten erleben die Zahnbehandlung unter Hypnose entspannt und positiv, was auch für eine gute und langfristige wertschätzende PatientenArzt-Beziehung hilfreich ist. Bei der Hypnose und Tranceeinleitung gibt es viele verschiedene Induktionstechniken. Diese können zum einen informell aber auch formellen Charakter haben. Formale Induktionstechniken (zum Beispiel die Fixationstechnik) sind eher für Jugendliche und Erwachsene geeignet und ermöglichen meist noch tiefere und länger andauernde Trancezustände. Bei kleineren Kindern spielt die nonverbale Tranceführung über Berührungen beispielsweise an Kopf, Schulter oder Bauch eine wichtige Rolle, worüber auch das Atempacing (Anpassung der Kindesatmung an die Atmung der Mutter oder des Behandlers) erfolgen kann. Kinder gelten als „Trance-Experten“, denn sie gehen in ihrem Alltag – beispielsweise beim Spielen – ständig in Trance, kommen aber auch schnell wieder heraus. Es bietet sich daher an, diese Fähigkeit bei der Tranceeinleitung zu nutzen und Fantasiegeschichten bei der Behandlung einzusetzen. Dabei können Lieblingstiere, -farben, und Fantasie-anregende Metaphern genutzt und diese mit den zeitgleich passierenden Zahnbehandlungsschritten in der Geschichte verknüpft werden (verbale Induktionstechniken): Erlebnisdusche – Wasser; Windböe – Luftpusten; sanftes Kissen für den Zahn – Watterolle. Die wahrscheinlich einfachste Art, Vorschul- und Grundschulkinder in Trance zu versetzen, ist der Einsatz von Filmen. Daher haben viele Kinderzahnarztpraxen an der Decke über dem Behandlungsstuhl einen Fernseher. Häufig fokussieren sich die Kinder darauf, tauchen ohne viel weiteres Zutun in den Film ein und die Zahnbehandlung kann leichter erfolgen. In Greifswald findet am 9. März 2024 ein Symposium Kinderzahnheilkunde statt (9 bis 15 Uhr, auch als Online-Veranstaltung mit Fortbildungspunkten). Nähere Informationen unter https://www.dental.med. uni-greifswald.de/fortbildung/symposium-kinderzahnheilkunde.php. Abb. 5: Nonverbale Kommunikation und Berührungen spielen insbesondere bei kleinen Kindern eine wichtige Rolle. Hier gezeigt in der Knee-to-knee-Position über Berührungen amKopf. Abb. 4: Die „kataleptische Hand“ ist ein häufiges Zeichen von Trance, das hier das Kind zeigt, während es fernsieht. Die Mutter putzt derweil die Zähne nach. Fotos: Julian Schmoeckel PD Dr. Julian Schmoeckel, M.Sc. Abteilung für Präventive Zahnmedizin und Kinderzahnheilkunde ZZMK Universitätsmedizin Greifswald Walther-Rathenau-Str. 42, 17475 Greifswald Foto: Privat

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