12 | LESERFORUM zm114 Nr. 06, 16.03.2024, (410) Produkte zu gewährleisten, auch wenn sie das Risiko eines Versagens nicht eliminieren können. Sie sind Teil eines umfassenden Risikomanagements, das darauf abzielt, die Patientensicherheit zu maximieren und den Erfolg medizinischer Eingriffe so weit wie möglich zu sichern. Bezüglich Ihrer Erwähnung, dass die Prothese der Vorbehandler im Jahr 2019 eingesetzt wurde und dem Verweis auf eine FDAZulassung im Jahr 2017, möchten wir eine Klarstellung vornehmen: Die FDA-Zulassung für die „Custom-made“-Prothese durch die Firma TMJ Concepts erfolgte tatsächlich bereits 20 Jahre früher, im Jahr 1997 (so auch im Artikel beschrieben), und nicht, wie angenommen, im Jahr 2017. Dies bedeutet, dass dieses System zum Zeitpunkt des beschriebenen Einsatzes bereits die am längsten auf dem Markt verfügbare und mit der umfangreichsten klinischen Langzeiterfahrung ausgestattete Option war. Wir teilen Ihre Einschätzung, dass die Behandlung komplexer Patientenfälle nicht ausschließlich in rigiden Korridoren erfolgen kann und sollte, dennoch müssen gewisse medizinische Standards wie eben hier die Verwendung einer Fossa-Komponente bei einer zum Langzeitverbleib vorgesehenen Kiefergelenkendoprothese (Klasse III Medizinprodukt versus Rekonstruktionsplatte/ Implantat mit Kondylenkomponente Klasse II Medizinprodukt) eingehalten werden. Wir verstehen, dass die kontinuierliche Weiterentwicklung von Medizinprodukten und die damit verbundene Informationsflut eine Herausforderung für Mediziner darstellen kann. Dennoch ist es im Interesse der Patientensicherheit unerlässlich, sich über die bewährtesten und am besten dokumentierten Behandlungsoptionen auf dem Laufenden zu halten. PD Dr. Dr. Daniel Thiem, Univ.-Prof. Dr. Dr. Peer W. Kämmerer Klinik und Poliklinik für MKG Chirurgie – Plastische Operationen, Universitätsmedizin Mainz Die zm-Redaktion ist frei in der Annahme von Leserbriefen und behält sich sinnwahrende Kürzungen vor. Außerdem behalten wir uns vor, Leserbriefe auch in der digitalen Ausgabe der zm und bei www.zm-online.de zu veröffentlichen. Bitte geben Sie immer Ihren vollen Namen und Ihre Adresse an und senden Sie Ihren Leserbrief an leserbriefe@zm-online.de oder an die Redaktion: Zahnärztliche Mitteilungen, Chausseestr. 13, 10115 Berlin. Anonyme Leserbriefe werden nicht veröffentlicht. PROBE AUS DEM WURZELKANAL ISOLIERT Neue Bakteriengattung entdeckt: Radixoralia hellwegii Eine an der Universität Freiburg entdeckte neue Bakteriengattung soll nach dem kürzlich emeritierten Direktor der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie, Prof. Dr. Elmar Hellwig, benannt werden. Forscherinnen und Forscher der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie (Leitung Prof. Dr. Fabian Cieplik) und des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene (Leitung Prof. Dr. Georg Häcker) an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg haben in einer Probe aus dem Wurzelkanal einer Patientin eine neue Bakteriengattung entdeckt. Benannt werden soll der Keim nach dem kürzlich emeritierten Direktor der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie Freiburg und wissenschaftlichen Beirat der zm, Prof. Dr. Elmar Hellwig. Das wurde auf der 56. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Grundlagenforschung (AfG) der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) in Mainz bekannt. Die Freiburger Mikrobiologin Dr. Sibylle Bartsch, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Ali Al-Ahmad, berichtete in einem Vortrag „Radixoralia hellwigii und die mikrobielle dunkle Materie“ von der Neuentdeckung, die mit dem AfG-Elmex-Preis prämiert wurde. Unter der mikrobiellen „dunklen Materie“ versteht man die sehr große Gruppe von Mikroorganismen, die man anhand moderner genetischer Methoden zwar indirekt über ihre DNA in Proben (zum Beispiel aus dem Mundraum) nachweisen, jedoch nicht unter Laborbedingungen kultivieren („züchten“) und somit nicht direkt untersuchen kann. Es wird geschätzt, dass wir nur 0,1 bis 0,01 Prozent aller auf der Erde vorkommenden Mikroben im Labor kultivieren und studieren können, der Großteil bleibt also unbekannt – daher die Analogie zur dunklen Materie. „Das Bakterium wurde aus dem Wurzelkanal einer Probandin mit Sekundärinfektion isoliert. Am Zahn war ein intraossärer Knochendefekt vorhanden, was eine Paro-Endo-Läsion vermuten lässt. Das gram-negative Stäbchen wächst anaerob auf HCB oder FAA Agar als durchsichtige Kolonie, vorzugsweise mit einer sogenannten Amme (Capnocytophaga sp.). Nächstverwandte Spezies wurden bisher im oralen Bereich sowie bei Hautabstrichen gefunden, weiter verwandte Spezies in oralen Proben von Hunden und Katzen nachgewiesen. Keine dieser Arten ist bisher kultiviert“, sagte Bartsch in ihrem Vortrag. Die Unterlagen zum neu entdeckten Bakterium wurden bereits bei der Deutschen Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen in Braunschweig eingereicht. Gegenwärtig wird die internationale Publikation vorbereitet. br
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