Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 06

20 | ZAHNMEDIZIN vollständige restitutio ad integrum blieb jedoch aus und der freiliegende Knochen regio 15 bis 17 persistierte mit einer zunehmenden Lockerung des Zahnes 16. Es folgten ausführliche Gespräche mit der Patientin über die weiteren Behandlungsoptionen. Zum einen bestand die Möglichkeit einer Dekortikation, also der operativen Abtragung von nekrotischem Knochen – allerdings mit dem Risiko, einen größeren Defekt von Knochen und Schleimhaut zu provozieren, weshalb mit hoher Wahrscheinlichkeit ein anschließender Gewebeersatz durch eine Lappenplastik notwendig geworden wäre. Im Rahmen der Rekonstruktion wären eine lokale Schleimhaut- oder Hautverschiebung sowie eine Hauttransplantation mit einem Fernlappen zu erwägen gewesen. Zum anderen bot sich ein konservatives, abwartendes Verhalten bis zur Abgrenzung (Demarkierung) der Nekrose an. Bei dieser Option war die Absicht, eine weichgewebige Regeneration von der Kieferhöhle ausgehend abzuwarten, um einen operativen Weichgewebsersatz zu vermeiden. Die Patientin entschied sich zu diesem Zeitpunkt für ein konservatives Vorgehen. Im Verlauf der nächsten vier Wochen zeigte sich keine weitere weichgewebige Granulation (Abbildung 4). Vier Monate nach dem Spülunfall grenzte sich in der DVT-Bildgebung ein Sequester regio 15/16 ab (Abbildung 5), weshalb die Patientin nun zur operativen Sequesterotomie vorbereitet wurde. Der Sequester ließ sich zusammen mit Zahn 16 im operativen Eingriff vollständig und komplikationslos entfernen (Abbildung 6). Unter dem nekrotischen Knochen befand sich eine intakte Schleimhautschicht. Eine Mund-Antrum-Verbindung war nicht festzustellen. Die Schleimhaut wurde der natürlichen Wundheilung überlassen. In den regelmäßigen postoperativen Kontrollen zeigte sich eine reizlose, intakte Schleimhaut (Abbildung 7) sowie eine reduzierte, aber stabile Knochensituation (Abbildung 8). zm114 Nr. 06, 16.03.2024, (418) Abb. 6: Intraoperativer Situs nach Sequesterotomie (A), Sequester mit Zahn 16 (B) Abb. 5: DVT-Bildgebung mit Sequestrierung Knochen regio 15/16 in sagittaler (A) und koronarer Schichtung (B) Fotos: Universitätsklinikum Augsburg, MKG A A B B

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