Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 06

32 | ZAHNMEDIZIN Eine 69-jährige Patientin stellte sich im März 2020 erstmals in der HNOAbteilung der Uniklinik in Gießen vor. Sie war fünf Tage zuvor aufgrund eines Schlaganfalls in der Stroke Unit stationär behandelt worden, dabei hatte die bildgebende Diagnostik den Zufallsbefund einer Pilzsinusitis in der linken Kieferhöhle ergeben. Die Vorstellung erfolgte zur weiteren Abklärung und möglichen Therapieplanung. Die Frau wies multiple internistische Vorerkrankungen wie den zur Diagnostik führenden Schlaganfall, ein paroxysmales Vorhofflimmern, einen Prädiabetes, eine arterielle Hypertonie und eine Hypothyreose auf. Sie befand sich in dauerhafter medikamentöser Therapie mit Pantoprazol 20 mg (1-00), Eliquis 5 mg (1-0-1), Ramipril 2,5 mg (1-0-1), Atorvastatin 20 mg (0-01), Thyronajod 50 µg (1-0-0), und Ibuprofen 400 mg (1/2-0-1/2). Im Anschluss an die Diagnostik wurde erfolgreich eine endoskopische, endonasale Kieferhöhlen-OP durch das HNO-Team durchgeführt. Nach der Eröffnung der Kieferhöhle wurde sukzessiv braun-gelbes Material durch Spülung und Absaugung sowie mit der Kieferhöhlenfasszange entfernt. Diese Maßnahmen dienten der umfassenden Reinigung der Kieferhöhle, um jedes potenziell infektiöse oder irritierende Material zu eliminieren. Zur histopathologischen Untersuchung wurden Proben aus der Kieferhöhle eingeschickt. Diese ergaben neben einer Malignom-freien, respiratorischen Schleimhaut mit chronischer Entzündung auch dichte Pilzaggregate mit einer granulozytären Reaktion. Die morphologischen Merkmale ließen am ehesten auf einen Aspergillus schließen. Die Patientin konnte zunächst bei regelrechtem postoperativem Verlauf in die ambulante Nachsorge entlassen werden. Bei der erneuten Vorstellung in der HNO-Abteilung etwa ein Jahr später berichtete die Patientin über eine seit Monaten bestehende Schwellung prämaxillär links sowie gelegentliche gelbliche Rhinorrhoe. Sie hatte zunächst eine niedergelassene HNO-Kollegin konsultiert, die eine DVT-Untersuchung durchführte, bei der eine Verschattung des linken Sinus maxillaris, verursacht durch eine überstopfte paGuttapercha-Stift mit Pilzbefall aus der Kieferhöhle links Foto: Universitätsklinikum Gießen zm114 Nr. 06, 16.03.2024, (430) Abb. 1: initiale CT-Aufnahme in der Notaufnahme mit nebenbefundlich kalzifizierender Schleimhautproliferation im Sinus maxillaris links a. e. im Sinne einer chronischen mykotischen Sinusitis SCHIMMEL AN ÜBERSTOPFTEM WURZELFÜLLMATERIAL Management einer rezidivierenden Pilzsinusitis mit dentogenem Fokus Sameh Attia, Andreas May, Sebastian Böttger, Hans-Peter Howaldt, Christine Langer Dieser Fall einer komplexen Pilzsinusitis der Kieferhöhle wurde durch überstopftes Wurzelfüllungsmaterial verursacht. Der Bericht zeigt, wie wichtig es ist, dentogene Ursachen im interdisziplinären Management von Sinusitiden zu identifizieren und zu behandeln.

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