Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 06

34 | ZAHNMEDIZIN suffizienten Zugang zur Kieferhöhle zu schaffen und den Guttapercha-Stift/ Sealer zu entfernen. Es zeigte sich ein pilzartiger Befall des Wurzelfüllmaterials. Mikrobiologische und histopathologische Präparate wurden eingesendet. Bei dem Kieferhöhlenempyem wurde zur Spülung eine Easy-flowDrainage eingelegt. Die mikrobiologische und die histopathologische Untersuchung bestätigten den Befall mit Aspergillus fumigatus. Im weiteren Verlauf wurde die Kieferhöhle durch die Easy-flow-Drainage mehrmals gespült, bis sich klares Sekret über die Nase entleerte. Eine endoskopische Untersuchung der Nase zeigte keine Anzeichen für Pilzreste (Abbildung 4). Unter diesen Umständen konnte der plastische Verschluss der Mund-Antrum-Fistel durch eine Rehrmann-Plastik erfolgen. Die weiteren Kontrollen zeigten einen regelhaften Verlauf der Wundheilung, so dass der Patientin empfohlen werden konnte, eine prothetische Versorgung im zweiten Quadranten durchführen zu lassen. Die Nachuntersuchung nach etwa zwei Jahren postoperativ zeigte eine klinisch und radiologisch reizfreie Heilung. Die Kieferhöhle zeigt sich radiologisch vollständig belüftet bei vollständiger Beschwerdefreiheit. Diskussion Die Pilzsinusitis wird als eine seltene Erkrankung eingestuft, jedoch wurde Ende der 1980er-Jahre über eine Zunahme der Fallzahlen berichtet. Dabei wurde bei mehr als zehn Prozent aller Patienten mit chronischer Sinusitis ein Aspergillom gefunden [Loidolt et al., 1989]. Die Häufigkeit variiert weltweit zwischen verschiedenen Ländern und liegt einer neueren Untersuchung zufolge zwischen vier und 13 Prozent der Fälle bei einer chronischen Rhinosinusitis [Park et al., 2010]. Unstrittig ist seit Langem, dass wurzelkanalbehandelte Zähne mit überpresstem Wurzelkanalfüllmaterial in den Sinus maxillaris einer der Hauptgründe für eine Aspergillose bei immunkompetenten Patienten sind [Beck-Mannagetta et al., 1984]. Wenn der Sealer und/ oder die Guttapercha in das periapikale Gewebe extendiert werden, kommt es häufig zu einer entzündlichen Reaktion [Ricucci, 1998]. Wurzelfüllmaterialien auf Basis von Zinkoxid-Eugenol werden als Wachstumsfaktor für Aspergillus fumigatus betrachtet [Beck-Mannagetta et al., 1986]. Das in endodontischen Sealern vorkommende Zinkoxid lähmt die Flimmerhärchen des Epithels und zm114 Nr. 06, 16.03.2024, (432) Dr. Andreas May Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Universitätsklinikum Gießen Klinikstr. 33, 35392 Gießen Foto: privat PD Dr. Sameh Attia, MSc. Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Universitätsklinikum Gießen Klinikstr. 33, 35392 Gießen sameh.attia@dentist.med.uni-giessen.de Foto: privat Abb. 5: postoperativer Zustand eine Woche nach der plastischen Deckung Abb. 6: Das OPG circa zwei Jahre postoperativ zeigt keine Verschattung mehr in der linken Kieferhöhle. Fotos: Universitätsklinikum Gießen

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