zm114 Nr. 06, 16.03.2024, (456) 58 | ZAHNMEDIZIN das Lebenszeitrisiko eines Lungenkarzinoms um das 24-Fache im Vergleich zu Nichtrauchern [Hsu et al., 2024]. Lungenkarzinome werden in zwei Haupttypen unterteilt, wobei das kleinzellige Bronchialkarzinom (SCLC) etwa 20 Prozent der Fälle ausmacht [Pikor et al., 2013]. Diese Art von Karzinom metastasiert oft lymphogen in der Lunge oder in den Mediastinallymphknoten und kann in fortgeschrittenen Stadien hämatogen in andere Organe wie Leber, Gehirn, Nebennieren oder das Skelett metastasieren. Metastasen im Kopf-Hals-Bereich sind selten und werden oft erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert, was die Prognose der Erkrankung beeinträchtigt [Schulze, 2008; Pezzuto et al., 2017; Baum und Mohr, 2018]. Im Fall einer Erstmanifestation der Erkrankung kann die Identifizierung des metastasierten Primarius im klinischen Alltag erschwert sein und die behandelnden Pathologen vor Herausforderungen bei der korrekten Einordnung von Gewebeproben stellen, da sich je nach Subtyp histologische Ähnlichkeiten finden [Capodiferro et al., 2023]. Die Behandlung von Bronchialkarzinomen ist komplex und richtet sich nach dem histologischen Subtyp und dem Krankheitsstadium. Bei SCLC kommt in seltenen Fällen eine Operation als kurative Therapieoption infrage. Häufig wird eine kombinierte Radiochemotherapie angewendet, insbesondere im Stadium „limited disease“. In fortgeschrittenen Stadien („extensive disease“) ist die Therapie hauptsächlich palliativ. Aggressive Therapien sollten nur nach sorgfältiger Abwägung des Allgemeinzustands und ausführlicher Aufklärung des Patienten in Betracht gezogen werden. Der vorliegende Fallbericht illustriert die Herausforderungen bei der Diagnose und Behandlung von Lungenkarzinomen, insbesondere des kleinzelligen Bronchialkarzinoms. Die Ergebnisse heben die Bedeutung einer ganzheitlichen Betrachtung der Krankheitsentwicklung hervor und die Notwendigkeit individualisierter Therapieansätze, die auf den spezifischen histologischen Subtyp und das Stadium der Erkrankung zugeschnitten sind. Weitere Forschung und klinische Studien sind erforderlich, um das Verständnis der Pathogenese von Lungenkarzinomen zu vertiefen und innovative Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln. FAZIT FÜR DIE PRAXIS Fernmetastasen im Kopf-Hals-Bereich sind selten und daher eine Herausforderung für den Onkologen und andere beteiligte Fachgebiete. Eine chirurgische Untersuchung sollte durchgeführt werden, wenn die Befunde aufgrund mehrerer Differenzialdiagnosen nicht eindeutig sind und/oder die histologische Aufbereitung entscheidend für die weitere Therapie sein kann. Bronchialkarzinome verlaufen häufig asymptomatisch und werden oft erst in fortgeschrittenen Stadien diagnostiziert. Eine histologische Differenzierung des Tumors ist von entscheidender Wichtigkeit für die anschließende Therapie und Prognose des Patienten. Dr. med. Daniel Stephan Klinik und Poliklinik für MKG-Chirurgie und Plastische Operationen, Universitätsmedizin der Johannes GutenbergUniversität Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: Universitätsklinikum Mainz CME AUF ZM-ONLINE Cervikale Lymphknotenmetastase eines kleinzelligen Bronchialkarzinoms Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie zwei CME-Punkte der BZÄK/DGZMK. Dr. med. Dr. med. dent. Philipp Matheis Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55116 Mainz philipp.matheis@unimedizin-mainz.de Foto: privat Univ.-Prof. Dr. Dr. Peer W. Kämmerer, MA, FEBOMFS Leitender Oberarzt/ Stellvertr. Klinikdirektor Klinik und Poliklinik für Mund-, Kieferund Gesichtschirurgie – Plastische Operationen, Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: Kämmerer
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