Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 06

POLITIK | 63 Foto: melita_stock.adobe.com Die Niederlassung ist die bevorzugte Form der Ausübung, außer bei afrikanischen Zahnärztinnen. Der Anteil der angestellten Zahnärztinnen lag bei knapp 43 Prozent, der Anteil der selbstständigen Zahnärztinnen bei fast 58 Prozent. Die meisten Befragten arbeiten in einer Einzelpraxis (14 Prozent) oder einer Gruppenpraxis (14 Prozent). In Afrika und Asien war der Anteil weiblicher Zahnärzte im Tertiärbereich höher als in Europa und Amerika. Beliebt sind als Arbeitgeber aber auch der öffentliche Sektor sowie Universitäten und Bildungseinrichtungen mit jeweils knapp einem Fünftel. Nach der Elternzeit ist der Job im öffentlichen Dienst sicherer Dass Frauen sich nach der Elternzeit imöffentlichen Sektor sicherer fühlen als im privaten, hängt laut den Autorinnen mit den Herausforderungen einer selbstständigen Tätigkeit zusammen, wie unternehmerische Verantwortung, finanzielle Sicherheit sowie feste Arbeitszeiten. Sie geben aber auch zu bedenken, dass obwohl angestellte Ärzte eine bessere Work-Life-Balance als größtes Plus des Angestelltendaseins nennen, die häufigsten Gründe für eine Praxisgründung die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten für das eigene Leben, Ungebundenheit an Weisungen, die gute finanzielle Lage und Freiheit sind. Fast die Hälfte aller befragten Frauen arbeitet zwischen 31 und 40 Stunden pro Woche, ein Viertel jeweils mehr als 40 Stunden oder zwischen 16 und 30 Stunden. Während in der Privatwirtschaft die Hälfte aller Zahnärztinnen mit Kind zuversichtlich ist, nach dem Mutterschaftsurlaub wieder ins Unternehmen zurückzukehren, sind es im öffentlichen Dienst mehr als drei Viertel. Die Forscherinnen verweisen in dem Zusammenhang auf die Literatur, derzufolge sich die Arbeitszeiten weiblicher und männlicher Zahnärzte nicht wesentlich unterscheiden würden, wenn Frauen keine Kinder hätten: „Die Arbeitszeit von Zahnärztinnen mit Kindern sinkt deutlich, und es kommt auch gelegentlich zu Berufsunterbrechungen nach der Familiengründung, weil Kindererziehung und Familienpflichten einen großen Einfluss auf das Berufsleben von Frauen haben." Das Geschlecht und kleine Kinder könnten somit die Arbeitsmuster von Zahnärzten mit bestimmen. Das Engagement der Zahnärztinnen in Berufsverbänden ist gering. Nur 3,9 Prozent sind Präsidentin einer Zahnärztekammer und nur 10 Prozent Vorstandsmitglieder. Ein Fünftel sind Ausschussmitglieder, knapp 23 Prozent haben andere Positionen inne. Nur wenige Zahnärztinnen sind im Vorstand „Nur wenige Zahnärztinnen sind Präsidentinnen oder Vorstandsmitglieder in Berufsverbänden oder gar in politischen Organisationen, doch findet man sie als Mitglieder in Arbeitsgruppen oder auch in Führungspositionen in der Wissenschaft, was vor einigen Jahrzehnten noch undenkbar gewesen wäre“, kommentieren die Autorinnen das Ergebnis. „Allerdings sind Frauen in der zahnmedizinischen Wissenschaft und Forschung weltweit immer noch mit einem Anteil von 30 bis 40 Prozent unterrepräsentiert.“ Dass Frauen in der Zahnmedizin so wenig Führungspositionen bekleiden, liegt den Wissenschaftlerinnen zufolge am gesellschaftlichen und familiären Druck, fehlenden Mentoring- und Führungstrainingsmöglichkeiten, am eingeschränkten Zugang zu Forschungsgeldern und den allgemeinen Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern. Aus ihrer Sicht sollte man daher interessierte und fähige Frauen weiterhin unterstützen, damit sie die Zukunft der Zahnmedizin mitgestalten können. „Frauen sind immer noch schlecht in professionellen Organisationen vertreten, und nur wenige sind in repräsentativen Versammlungen, Vorständen oder Präsidien des Berufsstandes vertreten“, bilanzieren die Autorinnen. Das Familienleben mit Kindern wirke sich stark auf das Berufsleben aus, so dass die Übernahme von Führungspositionen dann eine weitere Herausforderung darstelle. Weitere Untersuchungen zu Einflussfaktoren und Hintergründen sind demnach notwendig, um Unterschiede zu männlichen Kollegen und zu anderen Berufsgruppen zu untersuchen. ck Die Studie: Campus G, Maclennan A, von Hoyningen-Huene J, Wolf TG; FDI Section Women Dentists Worldwide Collaboration Group; Aerden M, Benyahya I, Bonaventura J, Brolese ELK, Linton JL, Gogilashvili K, MarronTarrazi I, Ilhan D, Iwasaki M, Grzech-Lesniak K, Perlea P, Thabet N. The Presence of Women in the Dental Profession: A Global Survey. Int Dent J. 2024 Feb; 74(1):110-118. doi: 10.1016/j.identj.2023.07.010. Epub 2023 Sep 24. PMID: 37748962; PMCID: PMC10865874. zm114 Nr. 06, 16.03.2024, (461) ERGEBNISSE  1. Zahnärztinnen sind auf allen Kontinenten überwiegend selbstständig.  2. Fast die Hälfte der befragten Frauen arbeitet zwischen 31 und 40 Stunden pro Woche, jeweils ein Viertel mehr beziehungsweise weniger.  3. Nur wenige Zahnärztinnen wirken in den Vorständen oder als Präsidentin einer berufsständischen Organisation. Ein Fünftel engagiert sich in politischen Vereinigungen auf lokaler Ebene, nur wenige sind auf Landesebene aktiv.  4. Zahnärztinnen fühlen sich nach der Elternzeit im öffentlichen Dienst sicherer im Job als in der privaten Wirtschaft.

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