GESELLSCHAFT | 65 rapie, Sportwissenschaft und klinischer Sozialarbeit aus. Die Technologie ermöglicht den Studierenden, den ganzen Patienten zu sehen, zu untersuchen und nonverbale Hinweise aufzugreifen, die in gängigen Formaten wie etwa Videokonferenzen womöglich übersehen werden. Mit der neuen Technologie sei die UCF zudem in der Lage, die Studierenden mit einer Vielzahl von Patienten mit unterschiedlichen Schweregraden einer Erkrankung zu konfrontieren, erklärt die stellvertretende Dekanin Dr. Bari Hoffman. Die wahlweise live übertragene oder aber im Voraus aufgezeichnete, lebenstypische Interaktion mit Hologrammen sei damit keine Science-Fiction mehr, ist sie sicher. Ein weiterer Pluspunkt für die Qualität der Lehre: Via Hologramm sollen die Studierenden auch Patienten mit seltenen Erkrankungen leichter live erleben können. Neben dem Parkinson-Patienten treffen die Studierenden und die Professorin in einem Werbevideo der Universität auch einen Jungen mit dem Angelman-Syndrom, einer seltenen genetischen Veränderung auf Chromosom 15, die eine Vielzahl von Krankheitsmerkmalen zur Folge hat. Jetzt hat die Technik auch den Sprung über den Großen Teich geschafft: Ende Januar kündigte mit der Loughborough University die erste Hochschule in Europa an, die Hologramm-Technik des Unternehmens Proto in der Lehre einsetzen zu wollen. Nach eigenen Angaben plant die Universität, via Hologramm Gastdozenten des Massachusetts Institute of Technology (MIT) zu den Studierenden in den Hörsaal zu bringen und für angehende Manager schwierige Geschäftssituationen mit Externen realistischer zu simulieren. Die Technik soll 2025 in den Lehrplan integriert werden Prof. Vikki Locke, Direktorin des Bachelor-Studiums an der Loughborough Business School, schwärmte gegenüber dem Guardian, dass die Studierenden „die Technologie absolut lieben“ und um Selfies mit dem Gadget betteln. Gleichzeitig löse die Technik das Problem, dass viele Studierende bei gewöhnlichen Videokonferenzen in eine passive Haltung verfallen, die dem des Fernsehschauens ähnele. Ihre Beobachtung: „Ein holografisches Bild ist viel fesselnder und realer für sie.“ Doch es gibt noch deutlich stärkere Argumente: Gary Burnett, Professor für digitale Kreativität an der Loughborough University, etwa sieht in verschiedenen immersiven Technologien und Künstlicher Intelligenz (KI) „die neuen Formen der Alphabetisierung“. Die Schüler müssten verstehen, was es bedeutet, diese zu nutzen, „in diesen Welten zu sein, sie zu erleben, zu interagieren". Das seien alles Dinge, die sie für ihre zukünftige Karriere brauchen werden, erklärte er dem Guardian. Die Vizekanzlerin der Universität, Prof. Rachel Thomson, sagte, dass die Technologie ihrer Einrichtung auch helfen könnte, ihre Nachhaltigkeitsstrategie umzusetzen, indem sie die Notwendigkeit reduziert, Gastredner einzufliegen und internationale Forschungskooperationen erleichtert – und gleichzeitig die Menge an Material bei der Prototypentwicklung reduziert. Der Fahrplan der Hochschulleitung steht fest: Ein Jahr lang soll die Technologie nun getestet und 2025 dann formell in den Lehrplan aufgenommen werden. Große Denker könnten von den Toten auferstehen Die Universität Loughborough ist in guter Gesellschaft. Nussbaum zählt mittlerweile Unternehmen wie IBM oder H&M zu seinen Kunden, die mithilfe der Hologrammboxen den Bedarf an Dienstreisen für Meetings reduzieren oder interaktive Produktdisplays in Lebensgröße realisieren. Vier Jahre nach der Unternehmensgründung hat Proto nun hochtrabende Pläne: Es möchte bald einige der größten Denker des 20. Jahrhunderts virtuell von den Toten auferstehen lassen und Universitäten dann Gastvorträge von Ikonen der Wissenschaft anbieten – etwa von Physikern wie Albert Einstein oder Stephen Hawking. mg zm114 Nr. 06, 16.03.2024, (463) Der Versuchsaufbau der Briten zeigt, wie das Bild zweier Dozenten von einer 4K-Kamera aufgenommen wird (r.) und links in einer Hologrammbox in Lebensgröße ausgespielt wird. Die zu überbrückende Entfernung spielt dabei keine Rolle, beteuert der Anbieter Proto. Selbst Übertragungen über Tausende Kilometer Entfernung würden nahezu verzögerungsfrei wiedergegeben, lautet das Versprechen. Foto: Loughborough University „Ein holografisches Bild ist viel fesselnder und realer für die Studierenden.”
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