Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 06

72 | zmSTARTER zm114 Nr. 06, 16.03.2024, (470) SCHRITT FÜR SCHRITT ZUR EIGENEN PRAXIS Erst mal wird gebohrt! Tim Böhm übernimmt die Praxis seiner Eltern in der sächsischen Kleinstadt Schneeberg. Was er daraus macht, ist für die 14.000 Einwohner zweitrangig – Hauptsache ein Zahnarzt bleibt im Ort. Das trifft sich gut, der 30-Jährige will nämlich nicht die Abrissbirne schwingen, sondern das Lebenswerk seiner Familie erhalten. Dabei setzt Böhm auf eine schrittweise Übernahme: Modernisierung mit Augenmaß, immer mit Blick auf die Finanzen. Seinen Drang nach Selbstverwirklichung versucht er im Zaum zu halten. Zwischen Wunsch und Wirklichkeit oder Wollen und Können liegen schließlich oft Welten. Ein Gespräch mit einem langjährigen Patienten habe ihm die Augen für einen anderen Weg geöffnet, sagt Böhm: Als er von seinen großen Umbauplänen erzählte, fragte der ältere Mann am Ende: „Na ja, eigentlich funktioniert das hier ja alles seit 30 Jahren ganz prima. Hat sich denn da so viel verändert?“ „Logisch hat sich viel verändert, vor allem hinter den Kulissen“, dachte Böhm bei sich. „Wir digitalisieren, wir bereiten unter höchsten Anforderungen an die Hygiene auf und natürlich wird dokumentiert und archiviert nach den neuesten Bestimmungen. Aber so richtig losgelassen hat mich die Meinung des Patienten nicht.“ Wie passend, dass er zufällig kurze Zeit später einen zahnärztlichen Podcast hörte (Der Praxisflüsterer-Podcast von Christian Henrici, konkret die Folge „Herausforderungen in der Zahnmedizin – Panel Talk“ mit Prof. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer), der genau davon handelte. „Mir wurde klar, dass ich mich unbegründet einem hohen Druck in Bezug auf eine sofortige Praxismodernisierung und damit verbundenen hohen Investitionen ausgesetzt habe. Und ich habe gemerkt, dass es da noch einen anderen, ganz eigenen Weg der Gründung für mich gibt, mit dem ich mich persönlich sehr viel wohler fühle: eine schrittweise Praxismodernisierung.“ Ein Umbau ist keine große Abrissparty So sieht der Gründer den Praxisumbau bei einer Größe von 80 Quadratmetern und zwei Behandlungszimmern als einen Prozess, der ihn während seines Berufslebens begleiten wird, ohne dass die finanziellen Verpflichtungen unüberschaubar werden. Seine Überlegung, bestehendes Inventar aufzuarbeiten und weiterzuverwenden, ist nicht nur nachhaltig, sondern auch kosteneffizient. „Ich beginne das Kapitel der eigenen Praxis zwar in Räumlichkeiten, die meine Eltern als ihr Lebenswerk sehen und in denen sie viele Patienten erfolgreich behandelt haben, aber die Umstrukturierung zu etwas wirklich Eigenem bleibt mir ja immer noch“, sagt er. „Die Vision von der perfekten Praxis begleitet jeden Existenzgründer“, gibt er zu. „Bei Fotos in Magazinen von Praxen, die keine Wünsche offen lassen, springt das Kopfkino sofort an: nach oben – no limits.“ (Auf dem berühmten Boden Um als Arbeitgeber attraktiv zu sein, hat Tim Böhm – hier mit seinen Eltern – in seiner Praxis die 4-Tage-Woche eingeführt: „Ich bemühe mich zudem auf den unterschiedlichsten Kanälen um gutes, qualifiziertes Personal und besuche sogar Ausbildungsmessen an Schulen.“ Foto: Tim Böhm

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