26 | POLITIK FACHÄRZTETAG IN BERLIN ZUR FINANZIERBARKEIT DES GESUNDHEITSSYSTEMS Wie lange geht die Rundum-sorglosMentalität noch gut? Wie lange ist das „Rundum-sorglos-Paket“ der gesetzlichen Krankenkassen für Patientinnen und Patienten noch machbar? Auf dem SpiFa-Fachärztetag des Spitzenverbands der Fachärzte Deutschlands am 14. März in Berlin diskutierten Expertinnen und Experten Instrumente wie die Entbudgetierung, Jahrespauschalen und Eigenanteile. Wir sind am Kipppunkt der Finanzierbarkeit des Gesundheitssystems“, warnte Karin Maag, Unparteiisches Mitglied des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), auf einer Diskussionsveranstaltung beim Fachärztetag. Es gebe wenig Möglichkeiten, an den bestehenden Stellschrauben zu drehen. Die GKVAusgaben stiegen, die Beitragssätze seien hoch, die Ressourcen nahezu aufgebraucht, das Wachstumspotenzial der Wirtschaft begrenzt und die Patienten müssten steigende Zusatzbeiträge aufbringen, zählte Maag auf. Im internationalen Ranking der Gesundheitssysteme habe Deutschland seinen Spitzenplatz verloren. Von echten Strukturreformen sei man weit entfernt. Vor dem gleichbleibenden Anspruch an GKV-Leistungen stelle sich die Frage, wie lange die heute bestehende Rundum-sorglos-Mentalität noch gut gehen kann. Um Reformen anzustoßen, brauche es Mut, unterstrich Maag. Die Instrumente dazu lägen ja auf dem Tisch: ein höheres Rentenalter, eine Entbudgetierung und eine bessere Patientensteuerung mit weniger häufigen Arztkontakten. Ferner sollten die Ambulantisierung gefördert und die Prävention gestärkt werden, schlug sie vor. Regierung und Opposition müssten einen Konsens finden, es gelte, die Länder einzubeziehen und Enquete-Kommissionen einzurichten. In dem Zusammenhang sollte sich auch die Selbstverwaltung als Vordenker einbringen und Lösungsmodelle entwickeln. Dr. Dirk Spelmeyer, Vorstandsvorsitzender der KV Westfalen-Lippe, unterstützte Maags Vorschläge: „Wir haben Fehlanreize geschaffen“, sagte er. Man müsse vom Quartalsgedanken und von der Wiedereinstellungspraxis in Arztpraxen wegkommen und stattdessen auf Jahrespauschalen gehen, schlug er vor. Die Zahl der Arztkontakte pro Patient müsse reduziert werden. Dem pflichtete Dr. Dirk Heinrich, Vorstandsvorsitzender des SpiFa, bei. Die Praxen würden überschwemmt mit Banalitäten, erklärte er. Die wirkzm114 Nr. 07, 01.04.2024, (524)
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