Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 07

ZAHNMEDIZIN | 43 interindividuell vergleichbar und daher von geringem klinischem Wert. „ die Inspektion der Zähne: Weisen die Zähne Attrition/Abrasion auf? Zeigen ein oder mehrere Zähne eine Abfraktion? „ das Überprüfen (vorteilhaft mit Shimstock-Folie) der okklusalen Kontakte in maximaler Interkuspidation: Sind viele Okklusionskontakte vorhanden, auch im Frontzahnbereich? Radiologische Befundung Auf der Panoramaschichtaufnahme sind aus funktioneller Sicht vor allem die Kiefergelenke und die Kieferwinkel von besonderem Interesse [Türp et al., 2016; Türp et al., 2021; Simonek et al., 2024]: Die mit langjährigem Kieferpressen einhergehenden funktionellen Belastungen (hohe Beißkräfte bei lang anhaltender Kontraktion der Kieferschließer) können zu knöchernen Anpassungen führen, die als biologische Remodellierung zu interpretieren sind. Diese äußern sich auf der Panoramaschichtaufnahme in folgenden Befunden: „ Kondylus beziehungsweise Tuberculum articulare: Knochenresorption (glatte Abflachung); Grund: Druckbelastung im Bereich der artikulierenden Flächen des Kiefergelenks (Abbildung 1), „ Kieferwinkelbereich: Knochenapposition; Grund: Zugbelastung durch die dort ansetzenden Sehnen des M. masseter und des M. pterygoideus medialis (Abbildungen 1 und2). Ferner lässt das Röntgenbild einen Eindruck über den Grad der Attrition beziehungsweise Abrasion der Zähne zu, aber diese Einschätzung lässt sich klinisch genauer vornehmen. Therapie Der Leipziger Internist Adolf von Strümpell wies 1922 darauf hin, dass bei einer medizinisch indizierten Therapie hinsichtlich der zur Verfügung stehenden Behandlungsmittel vier Qualitätsstufen zu unterscheiden sind (Tabelle 5). Es liegt auf der Hand, dass nur notwendige und nützliche Therapien zum Einsatz kommen sollen. Die S3-Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) [Peroz et al., 2019] gibt den therapeutischen, auf externer Evidenz beruhenden Rahmen vor (Tabelle 6). Am individuellen Patienten gesellt sich die aus langjähriger, möglichst kontrollierter klinischer Erfahrung gereifte interne Evidenz hinzu. Die vielbeschworene „ärztliche Kunst“ besteht darin, aus dem „Köcher der therapeutischen Möglichkeiten“ die im Einzelfall passenden Behandlungsmodalitäten auszuwählen und dem Patienten vorzuschlagen. Oder um den französischen Physiologen Claude Bernard (1813–1878) zu zitieren (unter Tausch der beiden Teilsätze): „La science c’est nous, l’art c’est moi.“ – „Die Wissenschaft sind wir, die Kunst bin ich.“ Notwendige Therapien Die Patientinnen und Patienten sollten über die Bedeutung und die klinische Relevanz der erhobenen Befunde aufgeklärt werden. Diese „Informationstherapie“ legt zugleich den Grundstock für die erforderliche Motivation und Mitarbeit der Betroffenen. Die bei zm114 Nr. 07, 01.04.2024, (541) PSYCHOTROPE MEDIKAMENTE ALS RISIKOFAKTOREN FÜR WACH- UND SCHLAFBRUXISMUS BEI ERWACHSENEN Risikofaktor Wirkstoffgruppe ROR 95%-KI Literatur Ziprasidon Atypisches Neuroleptikum (Antipsychotikum) 34,2 18,3–64,0 Montastruc [2023] Sertralin Antidepressivum 32,1 24,0–42,8 Escitalopram Antidepressivum 31,9 23,0–44,2 Natriumoxybat Sedativum (zur Behandlung der Narkolepsie mit Kataplexie) 31,2 18,4–53,1 Venlafaxin Antidepressivum 30,2 22,6–40,4 Vortioxetin Antidepressivum 30,1 16,1–56,4 Citalopram Antidepressivum 28,7 20,4–40,4 Paroxetin Antidepressivum 17,5 11,4–26,8 Aripiprazol Atypisches Neuroleptikum (Antipsychotikum) 15,6 9,9–34,7 Fluoxetin Antidepressivum 15,3 9,5–24,4 Duloxetin Antidepressivum 14,3 9,3–21,9 Metoclopramid Antiemetikum 13,3 7,9–22,2 Olanzapin Atypisches Neuroleptikum (Antipsychotikum) 5,1 2,9–9,0 Risperidon Atypisches Neuroleptikum (Antipsychotikum) 4,5 2,5–8,2 Tab. 3: ROR: Reporting Odds Ratio («Berichts-Chancenverhältnis»), 95%-KI: 95%iges Konfidenzintervall. Die RORs wurden anhand der in der WHO-Datenbank VigiBase gespeicherten Daten über Arzneimittelnebenwirkungen (unerwünschte Arzneimittelwirkungen) errechnet. Die ROR ist eine statistische Maßzahl für die Chance, dass ein bestimmtes Ereignis bei einem bestimmten Arzneimittel auftritt, verglichen mit der Chance, dass dasselbe Ereignis bei allen anderen in der Datenbank erfassten Arzneimitteln auftritt.

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