Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 07

zm114 Nr. 07, 01.04.2024, (544) 46 | ZAHNMEDIZIN „ S: Schiene, vorzugsweise im Oberkiefer. Gegenüber einer UnterkieferSchiene ist eine Schiene im Oberkiefer weniger grazil und damit stabiler, zudem erlaubt sie mehr Raum für die Zunge. Im Fall der Michigan-Schiene, die klassischerweise – wenn immer möglich – im Oberkiefer hergestellt wird, wird die „Freiheit in der Zentrik“ palatinal gestaltet, was deutlich einfacher ist als im Fall einer Unterkiefer-Schiene, wo dies labial erfolgt. Hauptziele bei Bruxismus sind der Schutz der Zähne und der dentalen Restaurationen vor Abrieb sowie eine gleichmäßigere Verteilung der beim Bruxismus auftretenden Kräfte. Zudem führt die Schiene während des Tragens zu einer Neuorganisation der intramuskulären und intraartikulären Funktionsmuster, die eine Entlastung motorischer Einheiten und Gelenkstrukturen ermöglicht [Schindler et al., 2014]. Die Schiene der Wahl ist bei Personen ab 16 Jahren (Richtwert: die natürliche Feineinstellung der Okklusion ist zu diesem Zeitpunkt weitestgehend erfolgt) die Michigan-Schiene (Abbildungen 3 bis 5). Bei Personen unter 16 Jahren ist eine weiche Schiene im Oberkiefer zu empfehlen. Nützliche Therapien Abhängig vom Ausmaß der bestehenden Symptome (zum Beispiel deutliche Verspannung und Schmerzen der Kaumuskulatur) können zusätzlich weitere Maßnahmen zum Einsatz kommen, wie: „ mehrmals täglich mehrminütige beidseitige Massage der Massetermuskeln: Die Massage kann nach vorgängiger Applikation einer geeigneten Creme, die im Fall des von uns verwendeten Produkts Extrakte aus Arnika, Calendula, Echinacea und Kamille enthält, deutlich geschmeidiger und angenehmer sein als beim Massieren auf trockener Haut. Für die Massage hat es sich bewährt, die Ellenbogengelenke auf einer Tischoberfläche abzustützen und den Unterkiefer entspannt in Ruhelage zu positionieren, so dass die Zähne keine Kontakte aufweisen und die Kiefermuskeln entspannt sind. Die Handwurzelknochen der Handinnenfläche werden unterhalb der Jochbögen beidseits auf den Vorderrand der Masseteren gelegt und mit einer Kraft, die der Patient als angenehm empfindet, nach posterior in Richtung Ohr bewegt. Von dort verläuft die Bewegung nach kaudal Richtung Kieferwinkel und dann entlang des Masseteransatzes bis zum Vorderrand dieses Muskels (Abbildungen 6 und 7). Anschließend wird abgesetzt und die Uförmige Bewegung wird mehrmals wiederholt. Dabei soll eine Kraft angewandt werden, die der Patient als angenehm empfindet. Diese Übung kann mehrmals täglich durchgeführt werden. „ Kieferbezogene Physiotherapie, gegebenenfalls unterstützt durch eine physikalische Therapie, durch eine entsprechend geschulte Fachkraft. „ medikamentöse Therapie (gegebenenfalls nach Rücksprache mit dem Hausarzt): – Muskelrelaxans (zum Beispiel Methocarbamol) – sehr selten, nämlich in Fällen, in denen die hier beschriebenen Maßnahmen (und Variationen) keinen Erfolg zeigen und der Leidensdruck hoch ist: Injektion von Botulinumtoxin in die Kaumuskulatur (bei Erwachsenen). Dabei handelt es sich um einen Off-Label-Use, weshalb unter anderem berufsrechtliche Vorgaben zu beachten sind [Peroz et al., 2019]. EMPFEHLUNGEN AUS DER S3-LEITLINIE „DIAGNOSTIK UND BEHANDLUNG VON BRUXISMUS“ DER ARBEITSGEMEINSCHAFT DER WISSENSCHAFTLICHEN MEDIZINISCHEN FACHGESELLSCHAFTEN (AWMF) Empfehlungen Anwendungen zur Selbstbeobachtung, gegebenenfalls unterstützt durch moderne Technologien, können zur Diagnostik des Wachbruxismus verwendet werden. Patienten mit Wachbruxismus sollten zu Wahrnehmungs- und/oder Achtsamkeits- und/oder Entspannungstechniken zum Selbstmanagement angeleitet werden. Progressive Muskelentspannung kann zur Behandlung des Bruxismus eingesetzt werden. Eine biofeedbackunterstützte kognitive Verhaltenstherapie kann zur Schmerzreduktion eingesetzt werden. Im Rahmen der zahnärztlichen Behandlung von Schlafbruxismus können Schienen zum Schutz der Zähne im Schlaf eingegliedert werden, um durch die Unterbrechung der Zahn-zu-Zahn-Kontakte zuverlässig vor übermäßiger Attrition zu schützen. Für die Behandlung von CMD-Symptomen, die möglicherweise durch Bruxismus getriggert werden, kann eine Verordnungskombination aus manueller Therapie und ergänzendem Heilmittel, wie Kälte- oder Wärmeanwendung, erwogen werden. Die Injektion von Botulinumtoxin bei Erwachsenen in die Kaumuskulatur kann als Behandlungsmaßnahme erwogen werden. Hierbei sind der „Off-Label-Use“ und berufsrechtliche Vorgaben zu beachten. Tab. 6: nach Peroz et al. [2019]. CME AUF ZM-ONLINE Bruxismus – Risiken, Diagnostik, Therapie Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie zwei CME-Punkte der BZÄK/DGZMK. „

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