zm114 Nr. 07, 01.04.2024, (552) 54 | ZAHNMEDIZIN phones und elektronischen Medien begünstigt dies [Foerster et al., 2019]. In einer Querschnittsstudie mit 739 Kindern wurde festgestellt, dass eine tägliche Bildschirmzeit von mehr als zwei Stunden und die Nutzung von Mobiltelefonen oder Tablets das Risiko von Bruxismus erhöhen [Silva et al., 2022]. Die Reduktion des Medienkonsums könnte somit auch die Bruxismusaktivitäten verringern. Psychotherapie/Entspannungstherapie Anspannung und Angst sind psychische Probleme, die mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit von Schlafbruxismus in Verbindung stehen. Aber nicht nur eine psychosomatische Störung des Kindes, sondern auch ein psychisches Leiden der Mutter können Bruxismus fördern. Ein Entspannungstraining mithilfe psychologischer Techniken kann sich dabei positiv und somit reduzierend auf Bruxismus auswirken. Symptomatische Therapieoptionen Medikamentöse Therapie Eine medikamentöse Therapie wirkt grundsätzlich aktivitätsreduzierend auf alle Muskelgruppen, nicht nur auf die Aktivität der Kaumuskulatur. Die Wirkung erfolgt jedoch über verschiedene Angriffspunkte, zum Beispiel direkt an der Kaumuskulatur oder über eine Reduzierung der zentralnervösen Aktivität. Medikamente wie Flurazepam und Hydroxyzin zeigen verglichen mit der Ausgangssituation tendenziell eine Abnahme des Schlafbruxismus. Trazodon hingegen wirkt sich nicht nur positiv auf den Schlafbruxismus aus, sondern auch auf die Schmerzen am Morgen. Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Übelkeit, Mundtrockenheit oder Juckreiz sind bei den oben genannten Medikamenten allerdings keine Seltenheit. Diese Medikamente sollten demnach bei gesunden Kindern grundsätzlich nicht verordnet werden, wohingegen Melissa officinalis (Zitronenmelisse) unbedenklich eingesetzt werden kann, weil damit nebenwirkungsfrei gute Ergebnisse in der Altersklasse 6 bis 10 Jahre erzielt werden konnten [TavaresSilva et al., 2019]. Medikamente im Off-label-use wie die Injektion von Botulinumtoxin Typ A bei Kindern mit Zerebralparese sind derzeit nur für Einzelfälle im Einsatz. Das Toxin verursacht eine neuromuskuläre Blockade, wodurch eine Reduktion der Bruxismusaktivität erreicht wird [Manzano et al., 2004]. Ein ähnlicher Effekt wurde in einem Fallbericht mit einem autistischem Kind beobachtet [Monroy und da Fonseca, 2006]. Schienentherapie Die Schienentherapie ist nicht in allen Altersgruppen wirksam und möglich, da zwischen dem sechsten und dem zwölften Lebensjahr der größte Teil des Zahnwechsels stattfindet. Bisher wurde die Therapie bei Kindern im Alter von drei bis fünf Jahren erfolgreich eingesetzt [Hachmann et al., 1999]. Es wird von einer muskelentspannenden Wirkung wie bei Erwachsenen ausgegangen. Ab dem zwölften Lebensjahr dient die Schienentherapie vor allem dem Schutz der Zahnhartsubstanz, insbesondere um zahnärztliche Restaurationen im Frontzahnbereich oder Veneers vor Verlust zu schützen. Dabei werden Schienen mit Eckzahnführung bevorzugt. Physiotherapie Eine Physiotherapie soll helfen, Bruxismus zu reduzieren. Bei Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren wurde neben einer Reduktion des Bruxismus auch eine Verbesserung der Kopfhaltung festgestellt [Quintero et al., 2009]. Bereits bestehende Kopf- und Nackenschmerzen können durch vektorielle Manipulation oder Mobilisation (osteopathischer Ansatz) vollständig zurückgehen, chronischer Schlafbruxismus kann minimiert werden. Myofunktionelle Therapie Mithilfe der Progressiven Muskelentspannung sollen die Patienten lernen, ihre Muskulatur zu lockern und Muskelverspannungen zu vermeiden. Durch den Wechsel von Muskelanspannung und Bewegung soll ein Entspannungszustand erreicht werden. Diese Art der myofunktionellen Therapie wird als Muskelrelaxation nach Jakobson bezeichnet und funktioniert bereits im Vorschulalter. Zusätzlich können optische Markierungen im Raum angebracht werden, die den Patienten immer wieder daran erinnern, seine Muskelaktivität zu kontrollieren. Weitere Methoden, die Muskelaktivität zu unterbrechen, sind die Elektroneurostimulation und das Biofeedback. Die elektrischen und mechanischen Impulse unterbrechen jedoch häufig den Nachtschlaf. Photobiomodulation Ziel der Photobiomodulation ist es, durch Bestrahlung bestimmter Triggeroder Akupunkturpunkte mit einem Low-Level-Laser den Cortisol- und Dopaminspiegel sowie die Muskelaktivität zu verändern und eine schmerzlindernde und muskelentspannende Wirkung zu erzielen. Dieser positive Effekt wurde in einer Studie mit 76 Kindern im Alter von sechs bis zwölf Jahren gezeigt [Salgueiro et al., 2021]. Schlussfolgerung Das ohnehin sehr komplexe Thema Bruxismus stellt eine Herausforderung für die Generierung evidenzbasierten Wissens und für die tägliche Praxis dar. Im Kindesalter nimmt der nächtliche (unbewusste) Bruxismus eine Schlüsselstellung ein. Nach heutigem Wissensstand liegen die Faktoren für Bruxismus außerhalb des Kausystems, die genaue Ätiopathogenese ist noch weitgehend unverstanden, was eine frühzeitige Prävention und die Möglichkeit einer kausalen Therapie einschränkt. Für die tägliche Praxis ist es wichtig, das Krankheitsbild zu erkennen und dem Patienten die direkten und indirekten Folgen zu erklären. CME AUF ZM-ONLINE Bruxismus bei Kindern und Jugendlichen Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie zwei CME-Punkte der BZÄK/DGZMK.
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