GESELLSCHAFT | 65 umgewandelt [Stadtarchiv Chemnitz; Heidel, 2005]. Friedrich Walter Rank besuchte ab Ostern 1908 zunächst die höhere Knabenschule in Zwickau und nachfolgend das humanistische Gymnasium in Zwickau, in Chemnitz und zuletzt in Schneeberg. Dort legte er im März 1921 die Reifeprüfung ab [Rank, 1933]. Er lebte bis zu seinem 25. Lebensjahr in Chemnitz und zog dann – am 17. März 1926 – nach Berlin, wo er privat und beruflich einen neuen Lebensabschnitt begann. So ging er am 1. Oktober 1927 in Berlin die Ehe mit Maria Elise Charlotte, geb. Heine (1904) ein. Heine war in Flemmingen (Hartha) im Landkreis Mittelsachsen geboren. Das Paar lebte gemeinsam in Berlin-Südende in der Mittelstraße 12 [Heiratsregister F. W. Rank, 1927]. Es ist nicht auszuschließen, dass sich Rank zwischen 1926 und 1929 nochmals zeitweise in Chemnitz aufhielt, da keine Meldeunterlagen aus dieser Zeit überliefert sind [Stadtarchiv Chemnitz]. Vom Film zur Zahnmedizin In jedem Fall hatte er jedoch in den nachfolgenden Jahren seinen Lebensmittelpunkt in Berlin. Rank war dort zunächst als Kaufmann und zeitweise als „Filmaufnahmeoperateur“ (heute: Kameramann) tätig [Heiratsregister F. W. Rank, 1927], fasste jedoch Ende der 1920er-Jahre den Entschluss, sich beruflich umzuorientieren: Im Mai 1929 nahm er an der Universität Berlin das Studium der Zahnheilkunde auf und im Oktober 1930 bestand er dort das zahnärztliche Vorexamen (Physikum). Er verblieb noch bis Oktober 1931 in Berlin und wechselte dann an die Universität Kiel, wo er im November 1932 die zahnärztliche Prüfung absolvierte [Stadtarchiv Chemnitz, 2023]. Am 1. Dezember 1932 erlangte er dann die zahnärztliche Approbation, die ihn zur Ausübung des Zahnarztberufs berechtigte [Rank, 1933]. Rank verblieb bis April 1933 in Kiel und kehrte dann nach Chemnitz zurück. Dort eröffnete er eine eigene Zahnarztpraxis – just in der ersten Etage des Gebäudes in der Schillerstraße 7 in Chemnitz, in der sich die Apotheke des Vaters befand [Heidel, 2005; Stadtarchiv Chemnitz]. Doch noch fehlte ihm die Promotion, die in jener Zeit unter den Zahnärzten nahezu obligat war, weil der Doktortitel als wesentliches äußeres Merkmal galt, um sich von den konkurrierenden nicht-akademischen Dentisten abzugrenzen [Groß, 2019; Groß, 2023a]. Der Praxiseröffnung folgte die (damals obligate) Promotion Am 19. November 1933 war es soweit: Rank erlangte an der Universität Kiel die zahnmedizinische Doktorwürde mit der 20-seitigen Dissertation „Über einen Fall von Neurolysis plexus brachialis sinistri“ [Stadtarchiv Chemnitz, 2023]. Als Doktorvater fungierte der dortige außerordentliche Professor für Chirurgie Rudolf Göbell (1873–1939), als Korreferent der Ordinarius für Chirurgie Geheimrat Wilhelm Anschütz (1870–1954) [Rank, 1933]. Rank verblieb nur kurze Zeit im elterlichen Haus in der Schillerstraße. Noch im selben Jahr verlegte er seine Praxis in die Hainstraße 49 in Chemnitz [Heidel, 2005], die kurze Zeit später in „Straße der SA“ umbenannt wurde und erst 1945 wieder ihren alten Namen erhielt [DZB, 1935, 1938 und 1941; Chemnitzer Adreßbuch, 1942]. Es folgte eine Phase der erzwungenen Berufsaufgabe, auf die später zurückzukommen sein wird. Erst im Jahr 1943 konnte er wieder zahnärztlich tätig werden. Er war nun als Assistent bei dem Zahnarzt Hans Fährmann angestellt; dessen Praxis befand sich im Grenzgraben 35 in Chemnitz [DZB, 1941; Heidel, 2005]. Die Nachkriegszeit brachte weitere Veränderungen mit sich: So war Rank 1945/1946 in der Walter-Oertel-Straße 60 in Chemnitz nachweislich ansässig. Ab Oktober 1947 war er schließlich in der Rudolf-Harlaß-Straße ansässig – weiterhin in Chemnitz, das 1953 in „Karl-Marx-Stadt“ umbenannt wurde; die Rudolf-Harlaß-Straße sollte seine letzte Wohnadresse bleiben [DZA, 1951; Stadtarchiv Chemnitz; Heidel, 2005]. Auch privat war Ranks Leben weiterhin von Brüchen und Veränderungen geprägt. Nachdem seine erste Ehe auseinandergegangen war, schloss er mit Ilonka Maier, geboren 1917, einen zweiten Bund fürs Leben. Doch auch diese Beziehung hatte keinen Bestand. Nach der Scheidung ging er 1967 in Grüna eine dritte und letzte Ehe ein. Rank verstarb elf Jahre später, am 28. März 1978 in seiner Heimatstadt Chemnitz [Stadtarchiv Chemnitz]. Wegen „staatsfeindlicher Äußerungen“ verhaftet Doch wie verlief Ranks Leben in der Zeit des Nationalsozialismus? Wie ist die Aufgabe seiner eigenen Praxis begründet und wie verlief die Zeit ohne Berufsausübung? Bis heute ist sein Lebenslauf in der Zeit des „Dritten Reiches“ aufgrund einer ungünstigen Quellenlage nur in Teilen rekonstruiert. Fest steht jedoch, dass auch Rank – wie die zuvor in dieser Reihe behandelten Zahnärzte – im „Dritten Reich“ als Gegner des NSRegimes angesehen wurde und erzm114 Nr. 07, 01.04.2024, (563) Sarah Wellens Universitätsklinikum der RWTH Aachen University MTI 2 Wendlingweg 2, 52074 Aachen Foto: privat Univ.-Prof. Dr. med. dent. Dr. med. Dr. phil. Dominik Groß Direktor des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin Vorsitzender des Klinischen Ethik-Komitees des UK Aachen Universitätsklinikum der RWTH Aachen University MTI 2 Wendlingweg 2, 52074 Aachen Foto: UK Aachen ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden.
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