68 | POLITIK RISIKOSTRUKTURAUSGLEICH DER KRANKENKASSEN Wirtschaftsforscher wollen Prävention beim RSA belohnen Die hohe Zahl chronisch Kranker in Deutschland sei auch auf eine zu kurzfristige Ausrichtung des Systems zurückzuführen: Der Risikostrukturausgleich (RSA) müsse daher stärker auf Prävention ausgerichtet werden, fordern Ökonomen in einem Papier. Foto: K.-U. Häßler_stock.adobe.com zm114 Nr. 07, 01.04.2024, (566) WARUM DER RSA NICHT FUNKTIONIERT „Der Risikostrukturausgleich (RSA) in seinem aktuellen Zustand ist das Sozialversicherungs-Äquivalent eines Ein-Jahres-Vertrags in einem wettbewerblichen Markt. Jede GKV erhält über den RSA aus dem Gesundheitsfonds die vom Bundesamt für Soziale Sicherung berechneten erwarteten Ausgaben des Versicherten im folgenden Jahr. Die jährliche Berechnung und Ausschüttung sorgt für einen effizienten Ressourcenumgang für das folgende Jahr, führt aber dazu, dass GKVen keinen finanziellen Anreiz haben, Kosten für Maßnahmen aufzuwenden, die sich erst in mehreren Jahren auszahlen. Beispiele hierfür sind mangelnde Präventionsbemühungen, der niedrige Innovationsgrad im Gesundheitssystem oder Behandlungsarten, die nicht auf die langfristige Gesundheit ausgerichtet sind. Die Investition in eine Maßnahme, die zukünftige Gesundheitskosten senkt, führt im Jahr der Maßnahme zu höheren Ausgaben und senkt die Ausgaben in den folgenden Jahren. Die Einnahmen aus dem Risikostrukturausgleich sinken jedoch analog zu den Ausgabeneinsparungen, wenn die Maßnahme erfolgt, da diese den Gesundheitszustand des Versicherten verbessert. Es besteht daher für die GKV kein Anreiz, die Maßnahme durchzuführen. Um diesen derzeit durch den Risikostrukturausgleich bestehenden Fehlanreize zum kurzsichtigen Handeln zu beheben, schlagen wir eine Reform des Risikostrukturausgleichs vor.“ ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung
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