Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 07

76 | GESELLSCHAFT zm114 Nr. 07, 01.04.2024, (574) Dunkelheit der kommenden Ereignisse und fühlten uns merklich erleichtert, als der erwartete Zug mit Verstärkung eintraf. Wenige Minuten später krachten die ersten Schüsse, alles griff zum Gewehr. Die Angreifer wurden bald zurückgeschlagen“ [Elisabeth von Oettingen, 1905]. Die von Oettingens versorgten auch im Ersten und im Zweiten Balkankrieg die Opfer an der Front. Im diesem Krieg kämpften Serben, Griechen, Montenegriner und Bulgaren gegen das Osmanische Reich zur Befreiung ihrer christlichen Landsleute. Walter wurde im September 1912 Chefarzt des Serbischen Roten Kreuzes in Beograd und Skopje. Seine Frau übernahm die Ausbildung des Pflegepersonals, das aus der einheimischen Bevölkerung stammte. Mit Beginn des Zweiten Balkankrieges der sich gegen Bulgarien richtete, stand Walter als Chirurg beratend der serbischen Armee in Niš zurSeite. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, machten sich die von Oettingens erneut auf die Reise an die Fronten eines Konflikts, der zum Trauma des beginnenden 20. Jahrhunderts werden sollte. Als mobiler medizinischer Stützpunkt diente dem Ehepaar der „Vereins-Lazarettzug L. Kronprinzessin Cecilie“ (1886–1954). Die Patronage des Zuges durch die letzte preußisch-deutsche Kronprinzessin führte zur Korrespondenz zwischen den von Oettingens und Cecilie von Preußen. Ein Brief und ein Telegramm der Kronprinzessin sind in der Ausstellung zu sehen. Die von Oettingens waren sowohl an der Westfront in Frankreich als auch an der Ostfront in der Ukraine, deren galizischer Teil damals zu Österreich-Ungarn gehörte. Zum Kriegsende wurde der Lazarettzug von den Franzosen angegriffen, dabei wurde Elisabeth verletzt. Nach dem Krieg war Walter als Mediziner in verschiedenen Funktionen in Deutschland tätig. Von 1922 bis 1934 arbeitete das Ehepaar in Brasilien. 1927 erschien Walters Buch „Die Chirurgie des Land-, Schiffs, und Kolonialarztes“. Die Rückkehr nach Deutschland erfolgte 1935. Im Zweiten Weltkrieg war er noch als Lazarettarzt aktiv. IhreErlebnissewerdendurchdiedamals entstandenen Glasplattennegative wieder lebendig und für die heutigen Seher greifbar. Es gibt auch kolorierte Glasplattennegative, die ausschließlich aus dem Russisch-Japanischen Krieg stammen. „ Die Ausstellung „20.000 Kilometer unter dem Roten Kreuz“im WilhelmFabry-Museum in Hilden läuft noch bis zum 15. September 2024, Benrather Str. 32a, 40721 Hilden. Rote-Kreuz-Binde und der Berechtigungsausweis zum Tragen der Binde von Elisabeth von Oettingen Foto: Lutze / Wilhelm-Fabry-Museum DER RUSSISCH-JAPANISCHE KRIEG Die Ursache des Krieges im Fernen Osten war der Streit zwischen Russland und Japan um die mandschurische Halbinsel Liaotung mit dem Stützpunkt Port Arthur innerhalb des chinesischen Kaiserreichs. Der Osteuropahistoriker Günther Stökl fasste die Ereignisse so zusammen: „Anfang 1904 riß den Japanern die Geduld. Sie hatten sich inzwischen auf einen Krieg vorbereitet und wußten sich durch das 1902 zustandegekommene Bündnis mit England abgedeckt. Nach Abbruch der diplomatischen Beziehungen erfolgte in der Nacht vom 8./9. Februar 1904 ein Angriff auf die russischen Kriegsschiffe in Port Arthur, die erste einer ununterbrochenen Reihe russischer Niederlagen zu Lande und zur See. Die russischen Landstreitkräfte in der Mandschurei erwiesen sich außerstande, Port Arthur zu entsetzen, und mußten nach der Kapitulation des Marinestützpunktes im Januar 1905 in der Schlacht bei Mukden eine schwere Niederlage hinnehmen. Als schließlich die aus der Ostsee herangeführte russische Flotte, anstatt den Japanern die Seeherrschaft streitig zu machen, am 27. Mai 1905 in der Tsuschimastraße von der viel moderneren japanischen Flotte unter Admiral Togo vollständig aufgerieben wurde, mußte Rußland, dem der kleine Krieg inzwischen seine erste Revolution gebracht hatte, die Friedensvermittlung des amerikanischen Präsidenten Theodore Roosevelt annehmen“ [Stökl, 1997].

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