zm114 Nr. 08, 16.04.2024, (602) 12 | ZAHNMEDIZIN 31. SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER ZAHNÄRZTETAG „Einfach kann jeder – schwierige Fälle in der Zahnmedizin“ Beim Schleswig-Holsteinischen Zahnärztetag drehte sich in diesem Jahr alles um die Herausforderungen im Praxisalltag, so zum Beispiel um Probleme bei der Anästhesie, Einsatzmöglichkeiten und Grenzen von Kompositen bei Füllungen, Zahnersatz bei schwierigen Vorbedingungen und Implantate bei stark zurückgebildetem Kieferknochen. Das Thema stieß auf reges Interesse: Über 2.000 Teilnehmer waren am 16. März nach Neumünster gekommen, darunter 900 Zahnärztinnen und Zahnärzte. Als Einführung in das Tagungsthema zitierte Dr. Michael Diercks, Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KZV S-H), den französischen Lyriker und Philosophen Paul Valéry: „Was einfach ist, ist falsch, was komplex ist, ist nicht brauchbar.“ Der Satz von Valéry fordere uns auf, den Wert einfacher Lösungen zu hinterfragen und gleichzeitig den Nutzen der Komplexität anzuzweifeln, sagte Diercks. „Darum geht es auf dem diesjährigen Zahnärztetag – um Lösungen, die zwischen einfach sowie komplex liegen und die wir in komplizierten Situationen in unseren Praxen umsetzen können.“ Der in der Gesundheitspolitik aktuell schwierigste Fall sei im Übrigen Karl Lauterbach, ergänzte Dr. Michael Brandt, Präsident der Zahnärztekammer Schleswig-Holstein in seinem Grußwort. Schwierige Fälle bei Kindern und Jugendlichen sollten vorzugsweise interdisziplinär in enger Zusammenarbeit von Hauszahnärzten, Kieferorthopäden und Oralchirurgen behandelt werden, empfahl der Kieferorthopäde Prof. Dr. Sinan Şen vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel. Etwa drei bis fünf Prozent der gesunden Kinder und Jugendlichen haben verlagerte Zähne. Am häufigsten verlagert sind die Weisheitszähne, gefolgt von den 3ern im Oberkiefer. Bei den betroffenen 3ern sind palatinal impaktierte Zähne meist horizontal verlagert, während bukkal verlagerte Zähne vorwiegend in vertikaler Richtung abweichen. Şen stellte anhand verschiedener Patientenfälle Behandlungsoptionen vor. Besseres Körpergefühl mit Bewegungscoaching In der Endodontie sind versteckte, enge und stark gekrümmte Wurzelkanäle eine häufige Herausforderung. Zum Auffinden versteckter Kanäle empfahl der Endodontologe Prof. Dr. David Sonntag Geduld und genaues „Lesen“ des Dentins. Zur Aufbereitung und Erweiterung der Wurzelkanäle empfahl Sonntag den Einsatz von wärmebehandelten Nickel-Titan-Instrumenten – diese Instrumente seien aufgrund ihrer Flexibilität und ihrer Fähigkeit zur Anpassung an die Kanalgeometrie besonders geeignet, um schwer zugängliche Bereiche zu instrumentieren. An Appellen und Empfehlungen zum achtsamen Umgang mit sich und dem eigenen Körper mangelt es heute nicht – im eng getakteten Praxisalltag bleibt die Umsetzung aber oft auf der Strecke. Die Veranstalter des Zahnärztetages demonstrierten, wie sich ein besseres Körpergefühl unaufgeregt und ohne viel Aufwand erreichen lässt. In den Pausen zwischen den Vorträgen zeigte die Bewegungscoachin Sabrina Otto einfache Übungen zum Mitmachen – das Angebot wurde dankbar angenommen. br Über 2.000 Teilnehmer waren zum Zahnärztetag in die Holstenhallen in Neumünster gekommen. Foto: Thomas Eisenkrätzer
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