Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 08

ZAHNMEDIZIN | 25 zm114 Nr. 08, 16.04.2024, (615) WARNUNG DER DG PARO Cannabis-Konsum kann das ParodontitisRisiko erhöhen Über die Gefahren von Cannabis für die Mundgesundheit wird viel diskutiert. Auch aus parodontologischer Sicht ist Cannabis bedenklich. So gibt es Hinweise auf direkte Zytotoxizität gegenüber Zellen des Parodonts sowie dysregulative Prozesse, die für die parodontalen Schäden, insbesondere bei jungen Menschen verantwortlich sein könnten, warnt Prof. Henrik Dommisch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie (DG PARO). Cannabis kann auf unterschiedliche Art und Weise verwendet werden. Es kann als Marihuana oder vaporisiert geraucht bzw. inhaliert oder anderen Verzehr-Produkten beigemischt werden", erinnerte Dommisch in einer aktuellen Stellungnahme. „Die Legalisierung von Cannabis könnte vor allem einen Anstieg des MarihuanaRauchens zur Folge haben. In einer Reihe von Studien konnte gezeigt werden, dass der langfristige Cannabis-Konsum negative Konsequenzen für die parodontale Gesundheit bedeutete. Im Besonderen ist der früh, in jungen Lebensjahren, einsetzende Erkrankungsbeginn herauszustellen. […] Der häufige Konsum von Marihuana scheint den Anteil an Neuerkrankungen in jungen Lebensjahren zu steigern und stellt somit ein potenzielles Risiko für junge Menschen dar. Zusätzlich ist zu bemerken, dass der regelmäßige Drogenkonsum ebenfalls mit anderen Ko-Faktoren, die sich auf die allgemeine und parodontale Gesundheit negativ auswirken, wie z.B. Zigarettenrauchen oder regelmäßiger Alkoholkonsum, verbunden ist. Hier können synergistische Effekte zusätzlich systemische und parodontale Konditionen negativ beeinflussen. Die derzeitige wissenschaftliche Auseinandersetzung bezüglich des Einflusses von Cannabis auf die parodontale Gesundheit zeigte Hinweise auf direkte Zytotoxizität gegenüber integralen und transienten Zellen des Parodonts, selektive anti-bakterielle Wirkung, einen direkten Einfluss auf Resistenzmechanismen z.B. bei Spirochäten sowie dysregulative Prozesse im Rahmen der angeborenen und adaptiven Immunantwort. Diese umfassenden Prozesse sind bislang unvollständig aufgeklärt, könnten jedoch aufgrund des synchronen Charakters der Einflüsse von Cannabis auf die Persistenz von pathogenen Mikroorganismen und die immunologische Modulation für die früh einsetzende kontinuierliche parodontale Destruktion eine Erklärung sein. [1-3] [...] Mit der im Zuge des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes (FinStG) beschlossenen Budgetierung der parodontalen Leistungen konnte bereits jetzt ein Rückgang an Neuaufnahmen gesetzlich versicherter Patientinnen und Patienten für die Parodontitistherapie nachgewiesen werden. Das aktuelle Niveau der Neuaufnahmen für die Parodontitistherapie liegt unter dem Niveau vor der Einführung der GKV-Behandlungsstrecke. Diese Zahlen belegen, dass konsequente Prävention und Therapie parodontaler Erkrankungen durch den gesetzlichen Rahmen nicht mehr möglich erscheinen, obwohl die GKV-Behandlungsstrecke das Potenzial für eine umfassende, wissenschaftlich fundierte Betreuung der Patientinnen und Patienten in Hinblick auf die Volkskrankheit Parodontitis in Deutschland zeigt." Dommisch sieht durch die Einführung des Gesetzes zur Legalisierung von Cannabis die Gefahr eines synergistischen Effekts. Cannabis-Konsum könne, neben Parodontitis, auch andere orale Erkrankungen begünstigen. Dommisch betont, dass die Nicht-Behandlung zahnmedizinischer Erkrankungen per se einen gesundheitsökonomischen Schaden in der Höhe eines zweistelligen Milliardenbetrags zur Folge habe [4]. nl Foto: Vera Kuttelvaserova_stock.adobe.com ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden.

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