Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 08

42 | ZAHNMEDIZIN identifiziert per Screening Patienten mit erhöhten Verschleißwerten, vergleichbar mit dem PSI in der Parodontologie oder dem CMD-Kurzbefund. Bei auffälligen Werten folgt ein differenzierter Zahnverschleiß-Status einschließlich der Erfassung oraler und vestibulärer Substanzverluste [Wetselaar et al., 2016 sowie von PathologieSymptomen und einer strukturierten Diagnose [Tonetti und Sanz, 2019; Wetselaar, 2020]. Den Einsatz in der Praxis illustriert der in den Abbildungen beschriebene Patientenfall aus dem CMD-Centrum Hamburg-Eppendorf. Zahnverschleiß-Screening Die Bewertung des Ausmaßes von Zahnverschleiß erfolgt beim Zahnverschleiß-Screening und beim Zahnverschleiß-Status auf der Grundlage einer fünfstufigen Skala von 0–4 (Abbildung 4a, Tabelle 1). Wie beim PSI erfasst das Zahnverschleiß-Screening die jeweils höchsten Werte okklusal und inzisal pro Sextanten, ergänzt um den höchsten Verschleißwert in der Oberkieferfront palatinal. Auch hier ergibt sich aus dem Ergebnis und dem Gesamtbild die Indikation zur differenzierenden erweiterten Untersuchung. Demnach kann bei einem Zahnverschleißgrad 2 in einem Sextanten eine differenzierte Diagnostik erfolgen. Bei zwei und mehr Sextanten mit Grad 2 oder mindestens einem Sextanten mit Grad 3 oder 4 kann ein Zahnverschleiß-Status erfolgen. Zahnverschleiß-Status Im Unterschied zum ZahnverschleißScreening wertet der ZahnverschleißStatus den höchsten Verschleißgrad pro Zahn aus, und zwar okklusal/inzisal, oral und vestibulär (Abbildungen 4b, c, Tabelle 1). Wichtig für die Planung therapeutischer Maßnahmen ist die Frage, welche Zähne okklusal in Kontakt stehen, denn die Behandlung von Zähnen mit erheblichem Zahnverschleiß lässt keinen weiteren Substanzverlust zu und erfordert bei Zähnen in Kontakt absehbar eine Erhöhung der vertikalen Dimension der Okklusion. Der Zahnverschleiß-Status erfasst auch zehn Kriterien, die nach der Literatur Anzeichen eines pathologischen Geschehens sind. Als pathologisch wird Zahnverschleiß demnach eingeordnet, wenn bei Grad 3 zusätzlich mindestens ein Pathologie-Kriterium vorliegt (Abbildung 6). Ergänzt wird der Zahnverschleiß-Status durch 20 Merkmale, die jeweils chemischen und mechanischen Ursachen zugeordnet sind und in der summativen Auswertung zeigen, welche Ursachen offensichtlich dem Geschehen zugrunde liegen. Dies ist auch bei vermeintlich eindeutigen Fällen hilfreich, da zuweilen mehrere Faktoren ineinandergreifen, die dann möglichst alle abzustellen sind, bei erheblichem oder extremem pathologischem Zahnverschleiß einhergehend mit einer eventuellen restaurativen Therapie. Wichtig für das Therapiekonzept ist zudem der Umfang des Zahnverschleißes. Die Auswertung unterscheidet daher lokalisierten und generalisierten Zahnverschleiß. Am Ende des Status steht die Stellung einer Diagnose. Im TWES 2.0 ist dafür eine Systematik realisiert, die am Vorbild der Parodontologie orientiert. Das System kombiniert zweistufig wie folgt: Grad | Verteilung | und Grad | Verteilung | Pathologie? | Zahnverschleiß | Ursache(n) Im Beispiel ist daher die Diagnose ein generalisierter erheblicher und lokalisierter moderater pathologischer Zahnverschleiß überwiegend mechanischer und zudem chemischer Ursache. Die sich daraus ableitende Erkenntnis ist, dass in allen Sextanten Zähne freiliegende Dentinkerne aufweisen (generalisierter moderater Zahnverschleiß), zm114 Nr. 08, 16.04.2024, (632) Abb. 4: Zahnverschleiß-Gradeinteilung für alle Zahnflächen, wie sie für den Zahnverschleiß-Status im TWES 2.0 erweitert wurde mit Darstellung der Verschleißgrade okklusal (links), vestibulär (Mitte) und bei festsitzendem Zahnersatz (rechts); die Verschleißgrade sind in Tabelle 1 beschrieben (Abbildungen aus CMDbrux, dentaConcept.de). Foto: M. Oliver Ahlers ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=