Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 08

ZAHNMEDIZIN | 43 dass darüber hinaus Zähne erheblich geschädigt und somit gefährdet sind, dass Merkmale eines pathologischen Geschehens bestehen – und dass als Ursache neben dem dominierenden Bruxismus ein Säureeinfluss hinzukommt. Restaurative Therapie Auch die Therapie des Zahnverschleißes sollte ursachenbezogenen und möglichst minimal invasiv erfolgen. Bei Hinweisen auf chemische Ursachen ist eine Ernährungsanamnese wichtig. Häufig stehen dabei industriell hergestellte Getränke im Vordergrund (Fruchtsäfte mit Säurezusätzen, Softdrinks mit Zitronen- oder Phosphorsäurezusatz). Zahnärzte können aber auch Hinweise auf Reflux oder Bulimie aufdecken, zumal Studien hier Querverbindungen zum Bruxismus nachweisen [Li et al., 2018]. Moderater Zahnverschleiß: direkte Restaurationen Hinsichtlich restaurativer Maßnahmen sieht das bereits zitierte Konsensus-Statement zur Therapie erheblichen Zahnverschleißes vor, nach Möglichkeit minimalinvasive Techniken einzusetzen [Loomans et al., 2017]. Bei lokalisiertem oder generalisiertem moderatem Zahnverschleiß (TWES-Grad 2) allein (!) liegen lediglich Dentinkerne frei. Hier lohnt zumindest der Versuch der Versorgung mittels noninvasiver direkter Composite-Restaurationen. Nach den Erfahrungen des Autors ist deren Prognose bei großflächigen Defekten allerdings ungünstiger als bei durch Karies verursachten Defekten. In diesen Fällen bleibt dann nur die Alternative einer Behandlung mittels indirekter Restaurationen. Erheblicher Zahnverschleiß: direkte Restaurationen und Grenzen Auch erheblicher Zahnverschleiß lässt sich theoretisch mittels intraoral direkt verarbeiteter Komposit-Restaurationen behandeln. Dies erfordert dann allerdings zusätzlichen erheblichen zahntechnischen Vorbereitungsaufwand. An dessen Anfang stehen indirekte Präzisionsabformungen, die darauf beruhende Herstellung von Kiefermodellen und Duplikaten aus Superhartgips, deren schädelbezügliche Montage im Artikulator wegen der nachfolgenden Änderung der vertikalen Dimension. Die Position des Unterkiefermodells wird zumeist auf der Grundlage von Registraten festgelegt. Die AWMF-Leitlinie zur instrumentellen Funktionsanalyse der DGFDT [Utz et al., 2022] empfiehlt, bei funktionsgesunden Patienten, die bei natürlicher Bezahnung in maximaler Interkuspidation gut abgestützt sind, diese Unterkieferposition in der Regel zu übernehmen (Empfehlung 25). Anders ist es, wenn zu wenige interokklusal abstützende Zähne vorhanden sind, eine sekundäre Unterkieferverlagerung vorliegt – zm114 Nr. 08, 16.04.2024, (633) Abb. 5: Zahnverschleiß-Screening gemäß TWES 2.0: In allen Sextanten liegt mindestens Verschleißgrad 2 vor; die Zähne 23, 44, 45 und 46 prägen mit Verschleißgrad 3 das klinische Bild. Generalisierter Grad 2 und lokalisierter Grad 3 begründen eine erweiterte Diagnostik in Form eines Zahnverschleiß-Status (digitale Befunderfassung in CMDbrux 4, Erweiterungsmodul zu CMDfact 4, dentaConcept.de, Hamburg). Foto: M. Oliver Ahlers MERKMALE BEI ZAHNVERSCHLEISS Grad Merkmal okklusal Zahn oral/vestibulär Zahnersatz oral/vestibulär 0 Kein Zahnverschleiß Kein Zahnverschleiß Kein Zahnverschleiß 1 Zahnverschleiß nur im Schmelz Zahnverschleiß nur im Schmelz Zahnverschleiß nur in Schmelzmasse 2 Zahnverschleiß <1/3 Zahnkrone Zahnverschleiß im Dentin <50% Fläche Zahnverschleiß bis Gerüst <50% Fläche 3 Zahnverschleiß <2/3 Zahnkrone Zahnverschleiß im Dentin >50% Fläche Zahnverschleiß bis Gerüst >50% Fläche 4 Zahnverschleiß >2/3 Zahnkrone Zahnverschleiß im Dentin 100% Fläche Zahnverschleiß bis Gerüst 100% Fläche Tab. 1: Merkmale der Verschleißstufen 0/1/2/3/4 nach dem TWES 2.0 für Zahnverschleiß natürlicher Zähne okklusal, vestibulär beziehungsweise oral und im Fall von festsitzendem Zahnersatz

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=