Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 08

52 | ZAHNMEDIZIN Fall I: Orale Rehabilitation eines Schwerkraftsportlers – Verlust der vertikalen Höhe (ZA Tobias Mayer, ZAP Dr. Mayer & Team, Dresden-Kesselsdorf) Der 26-jährige Patient stellte sich erstmalig im Oktober 2021 mit dem Wunsch nach einer Gesamtrehabilitation des Gebisses vor. Er betreibt Kraftdreikampf, international bekannt unter dem Namen Powerlifting, und nimmt regelmäßig an Wettkämpfen teil. Es handelt sich dabei um eine kraftintensive Sportart, welche der Schwerathletik zugerechnet wird. In den drei Disziplinen Kniebeugen, Bankdrücken und Kreuzheben werden abhängig vom erreichten Maximalgewicht Punkte vergeben und zusammengerechnet. Für den Athleten gehören besonders in Phasen des Muskelaufbaus kurze Essintervalle, gesüßte Workout-Booster, Proteinshakes sowie Säfte und Energydrinks zum Alltag. Diagnostik Klinisch präsentierte sich ein vollbezahntes Gebiss ohne Weisheitszähne mit Defekten an der Zahnstruktur teilweise bis ins Dentin. Es waren deutliche Erosionsspuren zu erkennen, die auf die säurehaltige Ernährung im Kurzzeitintervall zurückgeführt wurden. Der BEWE-Index war mit dem Wert 13 auffällig und kategorisierte den Schaden als ausgeprägte Erosionen. Die Zähne 14, 13 und 24 wiesen nicht-kariöse zervikale Defekte auf, diese treten häufig im Zusammenhang mit Bruxismus auf [Pecie et al., 2011]. Das CMD-Screening der Deutschen Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und -therapie (DGFDT) [DGFDT, 2024] war unauffällig, da der Patient über keinerlei Schmerzen oder Beschwerden bei Kieferbewegungen klagte. Die manuelle Strukturanalyse (MSA) nach Bumann [Fasold und Kordaß, 2012] ergab bei diesem Patienten ein myofaziales Schmerzsyndrom. Im Prämolarenbereich imponierten Zahnhartsubstanzdefekte, die Hinweise auf starkes und häufiges Zähnepressen geben. Den Patienten selbst störten seine kälteempfindlichen Zähne sowie die Gesamtästhetik aufgrund des massiven Substanzverlustes. Therapie Zu Beginn wurden mit Alginat Abformungen der Ausgangslage genommen. Anhand der Situationsmodelle konnten mithilfe einer Modellanalyse nach dem Udo-Plaster-Protokoll [Plaster und Köttgen, 2020] Rückschlüsse auf einen vertikalen Höhenverlust von etwa 3 - 4 mm gezogen werden. Für die Registrierung der neuen Höhe wurde der Patient mit einer temporären Einweg-Schiene (Aqualizer®, MediPlus GmbH, Unterleinleiter) deprogrammiert. Anschließend wurde am stehenzm114 Nr. 08, 16.04.2024, (642) Abb. 1: Deutliche Zahnsubstanzdefekte sind schon im OPTG zu erkennen. Abb. 2a, b: Intraoral sind erosiv geschädigte Kauflächen, aber auch scharfe Zahnkanten gut zu sehen. Abb. 3: Im Zahnhalsbereich imponieren nichtkariöse Defekte, die häufig imZusammenhang mit Bruxismus auftreten. Fall I a b Fotos: Tobias Mayer ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden.

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