Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 08

64 | POLITIK BRITISCHER ZAHNARZT STARTET PETITION To the Prime Minister: Save NHS Dentistry! „Retten Sie die NHS-Zahnmedizin und machen Sie sie fit für das 21. Jahrhundert!“, lautet der Appell einer Petition, die der Oralchirurg Tom Thayer aus Liverpool in Kooperation mit der British Dental Association (BDA) und der Boulevardzeitung „The Mirror“ gestartet hat. Bisher haben knapp 220.000 Bürgerinnen und Bürger die Petition unterzeichnet. Adressat ist Premierminister Rishi Sunak. Thayer erinnert sich gut an den Moment, als er sich zu der Petition entschlossen hat. „Ich beteiligte mich an einem Survey der BDA, der unter anderem erfragte, wie oft in jüngerer Vergangenheit Fälle von Sepsis in der zahnmedizinischen Behandlung beobachtet worden seien“, erzählt er im Gespräch mit den zm. Da zu seinen Aufgaben als Oralchirurg am Liverpool University Dental Hospital die Betreuung angehender Zahnärztinnen und Zahnärzte gehört, schaute er sich deren Behandlungsdokumentationen an. „Dabei fiel mir auf, dass ziemlich viele Menschen mit Sepsis bei uns vorstellig geworden waren“, berichtet er. „Und obwohl das zu dem passte, was ich regelmäßig am Behandlungsstuhl erlebe, hat diese Erkenntnis für mich doch das Fass zum Überlaufen gebracht. Ich wandte mich an die BDA und wir haben spontan die Petition aufgesetzt. Wir wollten uns Gehör verschaffen und haben daher den ‚Mirror‘ mit ins Boot geholt.“ Im Zentrum der seit Februar 2024 laufenden Petition stehen zwei Forderungen: Zum einen soll die NHS-Zahnmedizin angemessen finanziert werden, damit alle, die eine Behandlung benötigen, diese auch erhalten. Zum anderen soll ein System (wieder)aufgebaut werden, das die zahnmedizinische Prävention in den Mittelpunkt stellt. Diese Forderungen sind nicht neu. Schon seit Jahren läuft in Großbritannien eine heftige Debatte um die Unterfinanzierung der Zahnmedizin im NHS. Nach Angaben der BDA steigen immer mehr Zahnärztinnen und Zahnärzte aus ihren Verträgen mit dem Gesundheitsdienst aus, weil Behandlungen nicht ausreichend honoriert werden. In dem seit 2006 bestehenden NHSZahnarztvertrag (NHS Dental Contract) ist ein Festbetrag von 28 Pfund (umgerechnet 32,60 Euro) für eine sogenannte „Unit of Dental Activity“ festgelegt, unabhängig davon, so die BDA, ob es sich um eine einfache Füllung oder eine Reihe komplizierter Behandlungen handelt. Viele Zahnärztinnen und Zahnärzte entschieden sich daher für die Arbeit in Privatpraxen. Eine Folge davon: In einigen unterversorgten Gebieten Englands wird laut dem Fachmagazin „Health Service Journal“ fast ein Drittel des bewilligten NHS-Budgets für zahnärztliche Leistungen nicht ausgeschöpft. Es fehlt schlicht an Kapazitäten. „Der Drei-Punkte-Plan von Rishi Sunak für die Zahnmedizin: Gin. Zange. Und ein bisschen rohe Gewalt ... – Lassen Sie nicht zu, dass die Regierung die Mundgesundheit der Nation in die Vergangenheit zurückschickt!“ Mit dieser Anzeige in der Zeitung „The Mirror“ begleitete die British Dental Association die Petition. Foto: The Mirror zm114 Nr. 08, 16.04.2024, (654)

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