Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 08

66 | ZAHNMEDIZIN AUS DER WISSENSCHAFT Sofortimplantate im OK-Frontzahnbereich Florian Beuer Die „ästhetische Zone“, also die Oberkieferfront, stellt in der Implantologie die absolute Königsdisziplin für Einzelzahnimplantate dar, denn sie verzeiht meistens nichts. Kleine Fehler führen oft zu ästhetischen Misserfolgen, die dann vor allem bei hoher Lachlinie kompromittierend sichtbar werden. Eine niederländische Arbeitsgruppe hat jetzt neue Daten zu den Erfolgsfaktoren bei Sofortimplantationen vorgelegt. Auf der Suche nach dem optimalen Behandlungsprotokoll für Sofortimplantate im Oberkieferfrontzahnbereich findet man in der Literatur verschiedene Ansätze, die sich teilweise doch erheblich – vor allem in ihrer chirurgischen Komplexität – unterscheiden. Die Arbeitsgruppe um Tristan Staas und Edith Groenendijk haben jetzt 3-Jahres-Daten vorgelegt, in denen sie Faktoren, die zu besseren oder schlechteren ästhetischen Ergebnissen führten, herausgearbeitet haben und diese kritisch diskutieren. Sofortimplantate mit Erhalt der Weichgewebearchitektur sind inzwischen – vor allem auch durch die dreidimensionale Planung – eine sichere Therapieoption. Die Frage nach dem besten Behandlungsprotokoll für die ästhetische Zone und welche Faktoren das Langzeitergebnis wirklich beeinflussen, beschäftigt die implantologische Welt seit mehreren Jahrzehnten. Material und Methode Staas und Kollegen versuchten, diese Fragestellung im Rahmen einer prospektiven multizentrischen Untersuchung anhand von 100 Patienten im Alter von 46 ± 21 Jahren zu beantworten. Als Einschlusskriterien definierten sie das Vorhandensein eines einzelnen extraktionswürdigen Oberkieferfrontzahns (zentraler oder lateraler Schneidezahn) zwischen zwei gesunden Nachbarzähnen (1), die genügend okklusale Abstützung bieten mussten (2). Weiterhin mussten mindestens 5 mm Knochen apikal/palatinal der zukünftigen Extraktionsalveole zur sicheren Verankerung des Implantats zur Verfügung stehen (3). Nach der Planung am dentalen Volumentomogramm (DVT) durfte der bukkale Knochendefekt, gemessen an der Schmelz-Zement-Grenze, 5 mm nicht überschreiten (4). Ausgeschlossen wurden neben Patienten, die aus Gründen ihrer Allgemeinanamnese nicht für eine Studienteilnahme infrage kamen, Bruxer, Patienten mit Parodontitis und Raucher (mehr als zehn Zigaretten pro Tag). Alle Zähne wurden nach der DVT-Planung möglichst atraumatisch entfernt und die Alveole kürettiert. Die Höhe des bukkalen Knochens wurde klinisch mit einer Parodontalsonde gemessen. Die Implantatlager wurden frei Hand möglichst nach palatinal aufbereitet. Bevor das Implantat eingesetzt wurde, wurde der letzte Implantatbohrer in die Alveole gegeben und der Raum zwischen Bohrer und Alveolenwand mit einem Knochenersatzmaterial aufgefüllt (BioOss, Geistlich Pharma AG, Wolhusen, Schweiz). Dann wurde der Bohrer entfernt und das entsprechende Implantat (Nobel Active, Nobel Biocare, Karlskoga, Schweden) eingesetzt. Es wurde darauf geachtet, dass die Implantatschulter 3 bis 4 mm unter dem bukkalen Weichgewebe lag. In derselben Sitzung wurde eine provisorische, verschraubte Krone eingesetzt. Neben einer präoperativen Gabe von 2 g Amoxicillin erhielten alle Patienten ein Antibiotikum für fünf postoperative Tage. Drei bis neun Monate nach Implantation wurde die provisorische, verschraubte Krone durch eine zementierte Krone auf einem individuellen Abutment oder einer definitiven verschraubten Krone Foto: Charité – Universitätsmedizin Berlin zm114 Nr. 08, 16.04.2024, (656)

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