Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 09

16 | GESELLSCHAFT KÖLNER STUDIE ZU PRAXISSEITIGEN TERMINABSAGEN IN DER PANDEMIE Diese Ängste hatten Zahnärzte im Lockdown Während der COVID-19-Pandemie wurden in Deutschland nicht nur von Patienten, sondern auch von Zahnärzten selbst Behandlungen gecancelt oder verschoben. Forschende aus Köln haben jetzt den Zusammenhang untersucht, wie die Angst der Zahnärzte vor einer Ansteckung mit ihrer emotionalen Belastung aufgrund der finanziellen Einbußen durch die Terminabsagen zusammenhängt. Bisherige Studien konzentrierten sich eher auf die wirtschaftlichen Folgen von COVID-19 auf die Zahnarztpraxen in Deutschland – warum in dieser Zeit Behandlungstermine abgesagt wurden, spielte keine Rolle. Die Autorinnen und Autoren dieser Arbeit stellten genau diese Frage, mit dem Ziel, Zahnärztinnen und Zahnärzte besser auf zukünftige Pandemien vorzubereiten. Für ihre Studie erhoben die Wissenschaftler Daten auf Basis einer anonymen Querschnitts-Onlinebefragung, die von März bis April 2020 durchgeführt worden war. Die Stichprobe umfasste 269 niedergelassene Zahnärztinnen und Zahnärzten in Deutschland. Angestellte Zahnärzte wurden ausgeschlossen, da sie möglicherweise nicht befugt waren, Termine abzusagen. Eingeschlossen waren 97 Probanden weiblich (36 Prozent), 169 männlich (63 Prozent) und eine Person divers (1 Prozent). Die meisten Befragten waren zwischen 41 und 50 Jahre (27 Prozent) beziehungsweise 51 und 60 Jahre (38 Prozent) alt. Die Mehrheit (71 Prozent) betrieb eine Einzelpraxis, die durchschnittliche Berufserfahrung betrug 25 Jahre. Für die Umfrage wurden die zahnärztlichen Behandlungen in drei Kategorien eingeteilt: „planbar“ (Vorsorgeuntersuchungen, Prophylaxe und Prothetiktermine), „Akutbehandlungen ohne COVID-Symptome“ und „Akutbehandlungen mit COVID-Symptomen“. Die Fragen bezogen sich auf sieben Behandlungsarten, dabei konnte für jedes Item angegeben werden, ob die Behandlung „abgesagt“, „weiterhin angeboten“ oder „grundsätzlich nicht angeboten“ wurde. Die eigene Sorge der Zahnärzte, sich mit SARS-CoV-2 zu infizieren (CAI), wurde mittels einer 4-stufigen LikertSkala erfasst (1 = „sehr niedrig“; 4 = „sehr hoch“). Im Ergebnis gab ein Großteil der Zahnärztinnen und Zahnärzten an, dass sie in ihrer Praxis im März und April 2020 planbare Behandlungen wie Vorsorgeuntersuchungen (51 Prozent). Prophylaxetermine (82 Prozent) und Prothetiktermine (56 Prozent) gecancelt haben. Bei „Akutbehandlungen ohne COVIDSymptome“ setzten 80 Prozent Therapien wie Wurzelkanalbehandlungen fort und 92 Prozent boten weiterhin solche Leistungen an. Bei „Akutbehandlungen mit COVID-Symptomen“ berichtete fast die Hälfte (49 Prozent), dass sie die Termine abgesagt haben, und 37 Prozent, dass man CoronaPatienten generell nicht mehr einbestellt hat. Was die Sorge vor einer Selbstansteckung betraf, hatten von 259 Zahnärzten, die dazu Angaben machten, 58 Prozent Angst, sich bei der Behandlung mit COVID zu infizieren (34 Prozent hatten eher große, 24 Prozent sehr große Angst). Dagegen sorgten sich 31 Prozent eher wenig und zwölf Prozent sehr wenig. zm114 Nr. 09, 01.05.2024, (702) Erbringung zahnärztlicher Leistungen im März/April 2020 Präventive Checkups Prophylaxe Prothetik Wurzelkanalbehandlung Akute Beschwerden ohne Vorliegen vonCOVID19-Symptomen Akute Beschwerden bei Vorliegen von COVID-19-Symptomen 48,8 16,7 41,4 78,8 91,6 13,8 51,2 81,9 55,8 17,5 5,6 49,0 0,5 1,4 2,8 3,8 2,8 37,1 angeboten abgesagt nicht angeboten Angaben in Prozent Fotos: Igor – stock.adobe.com, warmworld – stock.adobe.com

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