Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 09

32 | PRAXIS Durch die Lese- und Rechtschreibstörung kann es zur Fehlinterpretation von Informationen kommen. In einer Zahnarztpraxis reichen die dadurch möglicherweise entstehenden Probleme von der falschen Aussprache eines Patientennamens über Schwierigkeiten bei der Anamnese, die falsche Identifizierung von Medikamenten bis zur Erstellung fehlerhafter Berichte, schreibt Levene in einem Online-Artikel der British Dental Association. „Diese Probleme können sich negativ auf die Qualität der Versorgung auswirken, wenn sie unbemerkt bleiben und nicht gegengesteuert wird.“ Ein offenes Umfeld ist entscheidend Zuallererst sei es wichtig, ein integratives Umfeld zu schaffen, das frei von Diskriminierung ist, schreibt die Zahnärztin. Erst dies ermögliche es Betroffenen, ihre Legasthenie-Diagnose und die Folgeimplikationen offenzulegen. Ihnen rät Levene, offen auf die Praxisleitung zuzugehen – nur dann könne das Team die notwendige Unterstützung bieten. Für zahnmedizinische Ausbilder und Arbeitgeber wiederum sei wichtig, verfügbare Unterstützungsangebote zu kennen und zu wissen, wie man sie nutzen kann. Denn Mitarbeiterschulungen, Unterrichtshilfen und entsprechende Technologien können aus der Erfahrung von Levene einen großen Unterschied machen. Dabei gebe es mehrere Möglichkeiten, Legasthenie am Arbeitsplatz in den Griff zu bekommen, schreibt sie – etwa mit Anpassungen, wie sie seit 2010 für Arbeitgeber in Großbritannien verpflichtend sind, seit Legasthenie dort als Behinderung anerkannt ist. „Anstatt sich ausschließlich auf schriftliche Informationen zu verlassen, können verbale Anweisungen und Speechto-Text-Tools Legasthenikern helfen, Fotos: Vasily Merkushev - stock.adobe.com, ydali – stock.adobe.com zm114 Nr. 09, 01.05.2024, (718) WIE AUS DEM HANDICAP EINE CHANCE WERDEN KANN Legasthenie am Arbeitsplatz Ella Levene bekam ihre Legasthenie-Diagnose erst im Alter von fast 20 Jahren – und das auch nur, weil sie auf einen Tipp hin einen Psychotherapeuten aufsuchte. Damals stand sie am Ende ihres ersten Semesters Zahnmedizin am King's College London und drohte zu scheitern. Heute praktiziert sie in Chigwell und versucht, Kollegen und Praxen für das Thema zu sensibilisieren – und gibt Tipps, wie aus dem Handicap eine Chance werden kann.

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